Helmut Schmidt im 95. Lebensjahr


Lasurtechnik auf Leinwand auf Holz, 134 x 87 cm, 2012/13

Von der Liebe am Widerspruch im Gespräch


Realistische Malerei, Figurative Sachlichkeit, Zeitgenössische Bildende Kunst, Neuer Realismus Kunst heute, Maler, Künstler Porträtkunst, Porträtmalerei Porträtmaler, Bildnisse, Stillleben, Stilllebenmalerei, Stilllebenmaler, Manfred W. Jürgens Wismar Realistische Malerei, Figurative Sachlichkeit, Zeitgenössische Bildende Kunst, Neuer Realismus Kunst heute, Maler, Künstler Porträtkunst, Porträtmalerei Porträtmaler, Bildnisse, Stillleben, Stilllebenmalerei, Stilllebenmaler, Manfred W. Jürgens Wismar

Als Jugendlicher hätte ich 1983 gegen seine Politik demonstriert. Aber ich wuchs in der DDR auf und konnte nicht in Bonn gegen den NATO-Doppelbeschluss aufmucken.

Mit 25 Jahren zog man mich gegen meinen Willen zum Wehrdienst ein. Ich landete bei der Transportpolizei. Als Helmut Schmidt 1981 mit dem Zug über die innerdeutsche Grenze nach Güstrow zu Erich Honecker fuhr, lag ich, wie unzählige andere, als Wachtmeister zu dessen Sicherung an der Bahnstrecke bei Bad Kleinen. Nie hätte ich gedacht, daß ich den rauchenden Kerl dort oben am Fenster des Speisewagens einmal malen würde.

Mein Hamburger Malerfreund Karmers lud mich 2005 zu dessen Ausstellungseröffnung ins Verlagshaus der ZEIT ein. Dort begegnete ich auf einem schmalen Flur Helmut Schmidt und dachte: ‘Seltsam, welch eine charismatische Gestalt‘.

Über die Jahre las ich seine Bücher. Beim Malen hörte ich seine Mozart und Bach-Interpretationen. Pianokonzerte mit dem London Philharmonic Orchestra und den Hamburger Philharmonikern. Diese spielte er zu seinen Bundeskanzlerzeiten ein.

2012, der Zufall wollte es, dass der ZEIT-Redakteur Urs Willmann mit seinem Schweizer Charme mir einen Termin bei Helmut Schmidt vermittelte.

Ich wurde gewarnt. Man mußte ihm gewachsen sein, seine langen Pausen, sein Schweigen nicht nur ertragen, sondern umgehend für neue Ideen nutzen. Speichellecker und Schleimer waren ihm zuwider. Er liebte den Widerspruch im Gespräch, war auch im hohen Alter hellwach und neugierig. Ich erinnere mich sehr gern an diesen musischen Menschen. Zudem war er ein großartiger Witzbold voller Humor.

Bevor er mir Modell saß, hatte er seine steinalte Zigarrenkiste, in der mehrere Schachteln Zigaretten lose Platz fanden, von seinem Schreibtisch geräumt. Schmidt mit Zigarette war auch nicht mein Thema. Ich wollte meinen Piloten in seinem Cockpit namens Wissen.

Mehr als ein Jahr nach Erstellung der Bildskizzen präsentierte ich ihm die fertige Bildtafel in seinem ZEIT-Büro. Seine mich verabschiedenden Worte waren: 'Malen Sie, malen sie Herr Jürgens!‘.

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© MWJ, Hamburg, 06.02.2013

Johann Sebastian Bach · BWV 1061: II. Adagio ovvero Largo

Klavier Helmut Schmidt · Christoph Eschenbach, Justus Frantz und die Hamburger Philharmoniker

Mit freundlicher Genehmigung © Deutsche Grammophon