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Manfred W. Jürgens widmet sich Mecklenburger Landschaften

Malerei der alten Meister

Von Nicole Buchmann

SVZ · 20.07.2022


Wismar.

Er portraitierte Schauspieler Ulrich Tukur, Huren im Bordell und Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Nun hat der Maler Manfred W. Jürgens die Steilküste im Klützer Winkel auf Holz gebracht.

Der Newsletter mit dem jüngsten Werk von Manfred W. Jürgens aus Wismar ist noch keine Woche alt, da werden die Erinnerungen lebendig – im Wortsinn. Das Werk zeigt die Steilküste im Klützer Winkel. Wasser, Meer und Seefahrt.

Viele Jahre ist das her, Jahrzehnte, dass Jürgens zur See fuhr auf der 'MS Georg Büchner'. Als Vollmatrosenlehrling. Der Steilküste im Newsletter gewahr, ❯ der Bildgeschichte dahinter gelauscht, taucht in der Galerie am Dienstag ein ehemaliger Schiffkumpel auf, überreicht ein Buch über die Geschichte der Büchner.

'Die letzte Steilküste habe ich mit 17 gemalt', sagt Jürgens. Das Meer, das Wasser, die Küste hätten ihn immer interessiert. 'Aber nie in der brennenden Hitze, mehr in der Kälte.' Und so liegen die Steine, das Seegras, liegen das Wasser, der Himmel in scharfer Kontur auf dem Holz. Man möchte greifen danach.

Immer wieder seien sie dorthin gefahren. 'Details einsammeln'. Die Schwalbennester im gelbbraunen Geschiebelehm, das gewaltige Winterlicht am Himmel, die Welle in ihrem Werden und Gehen. 'Beobachten, beobachten, beobachten', sagt Jürgens. Und dann abstrahieren.

Länger als ein halbes Jahr habe er daran gearbeitet, vom Foto, von der Skizze die Landschaft in den Pinsel gezogen. 'Ich schätze diese Gegend sehr. Da kann man im Sommer von Mittag an auch schon im Schatten baden. Alles fällt weg und du bist nur mit dir und dem Rauschen allein.'

Landschaften will Jürgens nun wieder mehr malen. 'Solche wie die hier', sagt er und zeigt das Foto eines Spargelackers. Die Furchen frisch gezogen. Die Steilküste indes muss noch ein Dreivierteljahr trocknen. Erst dann trägt Jürgens die Schutzschicht auf, den Schlussfirnis.

Bilduntertitel oben · Nach unzähligen Portraits mal wieder eine Landschaft | Foto © Nicole Buchmann
Bilduntertitel unten · Lasurtechnik auf Leinwand auf Holz: Noch fehlt der Schlussfirniss auf dem Gemälde | Foto © MWJ

© SVZ
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Zwischen Porträt und Stillleben

Von Nicole Hollatz

Atelierbesuch bei Künstler Manfred W. Jürgens in Wismar

Ostsee-Zeitung · 28./29.12.2019


Wismar.

Besuch im Atelier von Manfred W. Jürgens: Die hohen Räume im Altbau in der Goethestraße 4 mit seinen stuckverzierten Decken sind stilvoll und erhaben. Im größten Raum, direkt am Erkerfenster, ist sein Arbeitsbereich.

Die Pinsel sind geordnet, die Farben nach Nummern sortiert. Auf die Feststellung, wie aufgeräumt es bei ihm im Atelier ist, muss Manfred W. Jürgens lachen. Das sagen alle. 'Im Gegensatz zum Chaos im Kopf.'

Auf der Staffelei (ent-)steht das Bild von Christian Redl, Schauspieler und Musiker, lebensgroß im schwarzen Anzug, barfuß am Strand, die Spitze des Regenschirms pikst in den Sand, in der anderen Hand hält Redl den Hut, als wenn er den Bildbetrachter gerade grüßen würde. Kenner der Arbeit des Künstlers wissen: Wenn das Bild fertig ist, wird ihn der Betrachter angesichts des Jürgensschen Realismus zurückgrüßen.

Die Technik der Alten Meister

Schicht für Schicht und über Monate entwickelt sich das Bild. Rote Imprintur, weiße Untermalung, eine Lasurschicht nach der anderen. Die Technik der Alten Meister. Das ist sein Realismus. Fältchen, Haare, die Spiegelung in den Augen macht er in einer an Besessenheit grenzenden Detailverliebtheit sichtbar.

Und noch vieles mehr. Das, was selbst einem guten Porträtfotografen selten gelingt. Die Seele. Der Künstler mit den roten Locken erzählt mit seinen Bildern Geschichten. Von den Porträtierten und ihrem Leben, aber auch von sich selbst.

'Das sind alles Selbstbildnisse', grinst Manfred W. Jürgens bei Kaffee und Keksen und dem Blick auf seine Bilder, auch wenn viele derzeit noch im ostfriesischen Leer hängen. In jedem Bild steckt auch ein Stück seiner selbst. 'Solange ich male, brauche ich nicht zum Psychiater', sagt er lachend.

Der Künstler erzählt von seinen Träumen, in denen sich die Bilder erst in seinem Kopf und später auf der Staffelei weiterentwickeln. Von seiner Muse und großen Liebe Bärbel Koppe als gute Kritikerin. Von den Gesprächen mit den Menschen, deren Bild er oft über Monate oder sogar Jahre immer wieder auf der Staffelei stehen hat und malt. Von der Musik oder den Hörbüchern, die er nebenbei hört und die genauso beeinflussen, was auf der Holztafel als Malgrund passiert.

Eine Reisbäuerin in Sri Lanka, Rammstein-Sänger Till Lindemann mit seiner Mutter, Schauspieler Kai Maertens, die sagenumwobene Lucretia mit dem Schmerz der Vergewaltigung im Gesicht, entblößt und mit dem Messer an der Brust. Manfred W. Jürgens malt die Menschen, die ihn inspirieren. Helmut Schmidt saß für ihn 95-jährig Modell, Manfred W. Jürgens porträtiert ihn umgeben von seinen Büchern.

Beim Blick aus dem Galeriefenster freut er sich auf den Frühling und die Pracht im Garten. Genauso detailversessen, wie er die Menschen vor sich porträtiert, malt er Schneeglöckchen, Löwenzahn, aufgedolchte Melonen, deren Fruchtfleisch in seiner Morbidität ganz andere Assoziationen weckt. Seine Stillleben werden gekauft und finanzieren die großen Bilder, die Manfred W. Jürgens meist für sich selbst malt.

Jürgens saniert die Galerie-Räume nach und nach. Seit 2017 ist er nach Jahren in Hamburg und Bremen wieder in Wismar. 'Angekommen!', sagt er. Die ersten drei Räume und die kleine Küche sind fertig, Besucher sind in der Ateliergalerie gerne gesehen. 'Das wird das Zimmer für meine Huren', zeigt er augenzwinkernd auf den noch leeren Raum. Gemeint ist sein Bilderzyklus mit Frauen aus eben diesem Gewerbe. 1997 hat er sie gemalt, nach einer schweren persönlichen Krise, damals 40 Jahre alt und im Leben gestrandet zwischen Pfarrhaus und Bordell.

Die Geschichte zu den Bildern hat 'Manne' gerade für seine Webseite (Zur Bildgeschichte) aufgeschrieben, mit genau dem Augenzwinkern, mit dem er von Gott und der Welt und dem kindlichen Unsinn in ihm (dem Maler) und ihr (der Welt) erzählt. Ins Bordell ging er nur als Maler. 'Auf Augenhöhe' ist das, was einem beim Betrachten der Wismarer Hurenbilder einfällt. Es ist so vieles, was einem beim Blick in die Augen dieser Frauen durch den Kopf gehen kann, ohne die Frauen jemals live gesehen zu haben. Manfred W. Jürgens zeigt mit ihnen mehr als nur das aufreizende Dekolleté.

'Auf Augenhöhe' heißt seine Ausstellung in Leer, die er zusammen mit der Fotografin Katharina John aus Hamburg gestaltet hat. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schauspieler Ulrich Tukur, hat er sie gemalt. 'Auf Augenhöhe' heißt auch der starke Bildband, der mit den Fotos Katharina Johns und den Gemälden und aufgeschriebenen Bildgeschichten des Wismarer Malers gerade erschienen ist. Ein Werk zum Staunen und Lesen, das es im Buchhandel gibt.

Zurück in Wismar

Manfred W. Jürgens wurde 1956 in Grevesmühlen geboren. In der Schulzeit lernte er beim bekannten Wismarer Maler und Grafiker Hans Mühlemann die ersten Grundlagen des Handwerks, wurde dann aber Vollmatrose bei der Deutschen Seereederei und Maler im Sinne von 'Anstreicher'. An der Berliner Fachschule für Werbung und Gestaltung studierte er nach der Lehre und erster Gesellenzeit Kommunikationsdesign.

Nach beruflichen Zeiten

als Wissenschaftsgrafiker und im Kulturmanagement ging er 1993 den Schritt in die Freiberuflichkeit als Künstler, erst in Wismar, dann in Hamburg und Bremen und seit 2017 wieder in Wismar. Seine Werke sind in öffentlichen Sammlungen in Deutschland, der Schweiz und Italien vertreten. Die Wismarer Ateliergalerie ist öffentlich. Besuche sind nach Anmeldung täglich zwischen 14 und 19 Uhr möglich. Telefonnummer 0 38 41/2 25 48 37.

Bilduntertitel oben · Aufgeräumtes Atelier, starke Kunst: Maler Manfred W. Jürgens in der Wismarer Goethestraße 4 vor einem Bild von Schauspieler Christian Redl.
Bilduntertitel unten · Blumen und ein leicht morbides Melonenstillleben in der Ateliergalerie. Fotos: Nicole Hollatz

© Ostsee-Zeitung Wismar
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Seelen gebannt auf Leinwand in Öl

Nicole Buchmann

Wer sich von Manfred W. Jürgens portraitieren lässt, darf kein Angsthase sein. Der Wismarer Maler lässt weder Stärken noch Schwächen im Verborgenen.

Ostsee-Zeitung · 18.07.2018


Wismar.

'Pumuckl, haste endlich genug Geld zusammen?!' Manfred W. Jürgens sitzt auf einem Holztritt vor Ulrich Tukur und dessen Frau. Den linken Handrücken an die Leinwand gelehnt, darauf abgelegt die rechte Hand, in der das Ende eines Pinsels auf- und abwippt mit jedem Strich, der Tukurs Schuh Kontur gibt, Licht und Schatten.

Verzaubert von den Alten Meistern

Pumuckl, so nennen St. Paulis Huren liebevoll den Maler. Ein Schopf von rotem Haar, der Jürgens in Kindertagen so manches Mal Prügel einbrachte. 'Dann hab; ich mich zurückgezogen und gemalt.' Später stapft er 17 Kilometer durch abendliches Schneegestöber. Weil er den Bus verpasst, der ihn vom Malkurs am Turnplatz bei Hans Mühlemann zurückbringt nach Hause aufs Dorf bei Bobitz. Der Vater – erzürnt.

'Wenn ich mal groß bin, möchte ich so etwas malen', entfährt es ihm als Knirps in der Dresdner Galerie der Alten Meister. Wann aber ist man groß. Spät wagt sich Jürgens in die Öffentlichkeit mit seiner Malerei. Spät, weil eben auch der Maler weiß um die bloße Seele, die in jedem seiner Stillleben oder Portraits von der Leinwand spricht. Eine Kinderseele noch immer.

Dem Leben begegnen

Die Malerei für Jürgens das, was für andere die Musik. Die Sprache, sich das Leben vom Leibe zu halten und es sich gleichermaßen zu erschließen. In der Begegnung mit Menschen vor allem. 'Ich erlebe deutlich mehr als ich umsetzen kann', sagt Jürgens und erzählt von der Angst, überzulaufen. Wohin mit all dem Erlebten der zu Portraitierenden. Dann setzt sich Jürgens vor ein Stillleben, eine Landschaft oder ein Tier, vor Rotwein und Käse.

Wer sich von Manfred W. Jürgens malen lässt, dem darf es nicht an Selbstbewusstsein mangeln. So genau sieht er hin, dass kaum etwas verborgen bleibt von einem. Die Stärken nicht, auch nicht die Schwächen. Schonungslos, möchte man sagen. Ein Spiegel, der keine Lügen duldet. Ein Anblick des Eigenen, der einen zurückwirft auf sich selbst. Manfred W. Jürgens sieht nicht nur. Er hört. Er fragt. Und wer auf all die Fragen, die er stellt, eine Antwort findet, der muss sich entweder selbst sehr gut kennen oder er verstummt auf der Suche nach Antwort. Kaum etwas im Leben scheint Jürgens einfach gegeben. Für Vieles hat er ein 'Warum', ein 'Wie'. Und wer sich einlässt auf ihn, der kann dann in sein Spiegelbild schauen.

Mit schweigsamer Beharrlichkeit zur Zusage vom Altkanzler

Das haben viele schon getan. Viele, die wissen, dass man die Seele besser im Verborgenen hält vor der Meute Mensch, vor jenen, die nur auf eine Möglichkeit warten, anzugreifen. Altkanzler Helmut Schmidt etwa, dem Jürgens in beharrlichem Schweigen die Zusage abringt für ein Portrait, das viele schon gewagt haben vor ihm. Der Schauspieler Ulrich Tukur oder die Frauen, die kurz nach der Wende auf dem Wismarer Spiegelberg anschaffen gingen. Ein Jahr lang saß Jürgens fast jede Nacht in den Zimmern der Frauen. 'Das bisschen Scheiß', das ich erlebt habe, war nichts gegen das, was die Mädchen in ihrem jungen Leben schon erlebt hatten.'

Im Schneidersitz auf dem graublauen Teppich, der den Bildern an der Wand die Konkurrenz von aufgearbeiteten Dielen nimmt, erzählt Jürgens von den Buchdruckern, Klempnern, Sekretärinnen, Keipenwirtinnen, denen er begegnet ist. Die entstandenen Bilder – Teil seines Lebens. 'Wenn ich hier fertig bin, lade ich alle noch lebenden Models hierher ein', sagt Jürgens.

Besucher im Atelier willkommen

Dass er sein Atelier nun öffnet für Besucher, haben Sammler und Interessierte Jürgens’ Frau zu verdanken. 'Du musst Dich positionieren!' Sie war es auch, die ihm Otto Dix’ Maxime an die Hand gab. Seine Bilder seien seine Aktien. 'Verkauft wird nur, was ich zum Leben brauche', so hält es Jürgens nun auch. Jürgens, der Rotschopf, der Seefahrer und gelernte Anstreicher, der Student und Kulturstifter, der DJ und Maler.

Der Berliner, Hamburger, Bremer, der gebürtige Grevesmühlener und Wismar-Verliebte. Vor gut zwei Jahren zog er zurück in die Hansestadt. Für das Haus am Wismarer Altstadtrand habe er ein paar Bilder verkauft, sagt er und lacht. Für eine Rückkehr nach Hause, wo er an der nächsten Gemeinschaftsausstellung arbeitet: 'Auf Augenhöhe' mit der Fotografin Katharina John, der Frau von Ulrich Tukur.

Bilduntertitel · Manfred W. Jürgens in seinem Atelier am Wismarer Altstadtrand. Quelle: Nicole Buchmann
© Ostsee-Zeitung Wismar
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Manfred W. Jürgens präsentiert Werke auf Schloss Clemenswerth

Ausstellung im Sögeler Forum

Ems-Zeitung vom 02.07.2015


Das Tageshoroskop für den Skorpion am Tag seiner Ausstellungseröffnung: "Sie sind geistig schon im Wochenende. Reißen sie sich zusammen! Sie wollen doch nicht unangenehm auffallen."


Die zahlreichen Gäste aus der Region, aus einigen Großstädten Deutschlands und aus der philippinischen Hauptstadt Manila sind bei der Vernissage zur Ausstellung "Der Seelenfänger" im ForumFormClemenswerth in Sögel begeistert gewesen. Bis zum 30. August stellt der Bremer Manfred W. Jürgens, der seinen Malstil als "Neuen Realismus" beschreibt, überwiegend großformatige Bilder im Pavillon Clement August aus.

Vor den einführenden Worten zur Ausstellung durch Museumsdirektor Oliver Fok im Festsaal des Hauptschlosses bewies Jürgens, dass er nicht nur besessen von der Malerei und auf Perfektionierung seines künstlerischen Schaffens aus ist, sondern auch eine Person mit viel Humor und Selbstironie. Die Gäste genossen sichtlich die Offenheit des Malers, der mit seiner Frau Barbara Koppe in tagelanger und mühseliger Arbeit die Clemenswerther Ausstellung selbst aufgebaut hatte. Der Künstler erzählte, lachte mit den Gästen, beantwortete Fragen zu seinen Werken, saß auf dem Fußboden und schrieb lange Autogrammwünsche sowohl für die jüngsten als auch für die älteren Gäste.

Er war begeistert von der musikalischen Gestaltung der Vernissage durch das Querflötenduo Babette Kramer und Anke Fennen. Am 8. und 9. August jeweils um 15 Uhr wird der Künstler mit seiner Frau Interessierte persönlich durch die Ausstellung führen. Fok ließ in seiner Ausstellungseinführung wissen, dass Jürgens schon früh eine Kunstbegeisterung entwickelte. "Sein Schlüsselerlebnis hatte er mit fünf Jahren, als seine Großeltern ihm Besuche in Dresdner Gemäldegalerien ermöglichten, selbst aber keine Ausstellung besuchten". Das bestätigte der Künstler: "Ich verbrachte ganze Tage in den Galerien vor gezielt ausgesuchten Bildern." Hier begeisterten ihn besonders Albrecht Dürer und Otto Dix. Fok sagte, dass Jürgens in seiner Jugend unentwegt malte. "Trotzdem wurde er nach der Schule zunächst Vollmatrose."

Mit 19 Jahren begann er eine Lehre als Anstreicher. "Doch wegen einer Farbenallergie musste er ein Jahr lang auf das Malen verzichten", sagte der Museumsdirektor. 1975 sei Jürgens wieder angefangen zu malen, tagsüber als Anstreicher und in der Freizeit künstlerisch. Nach seinem Militärdienst bei der Transportpolizei der DDR habe er ab 1986 ein Studium der Wissenschaftsgrafik und des Kommunikationsdesigns in Berlin aufgenommen. 1993 habe der Künstler den steinigen Weg eines selbstständigen Malers, Grafikers und Fotografen eingeschlagen.

Foto: Diers | Der Künstler Manfred W. Jürgens mit Uta Flügge vor dem Bildnis des hauptberuflich als Chefsekretärin tätigen Modells.
© Ems-Zeitung





Täuschend schön

Christiane Binder

Saisonküche · Zürich · 3 | 2014


Zürich

Manfred W. Jürgens orientiert sich an der Perfektion der alten Meister. Er vollendet sein Werk, indem er das Gemüse aufisst. Der Kohlrabi zählt nicht zu den Stars unter den Gemüsen. Dazu macht er rein optisch zu wenig her. Auf den ersten Blick jedenfalls. Denn inszeniert auf Holz vor rubinrotem Hintergrund gewinnt er etwas Theatralisches. Ein typischer Charakterkopf von Manfred W. Jürgens. Dem Stillleben- und Porträtmaler sassen auch schon der deutsche Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt Modell oder der Schauspieler Ulrich Tukur. Aber auch das Konterfei einer Kuh hat er geschaffen. Höchst unterschiedliche Sujets - denen der Künstler allen mit der gleichen Liebe zum Detail begegnet.

Die realistische Malerei will die Dinge des Lebens präzise darstellen, so, wie sie sind, ohne Schönfärberei. Doch was ist überhaupt Realismus? Über diese Frage streitet sich die Fachwelt. Denn mag der Künstler etwas auch noch so «lebensecht» darstellen, so trägt sein Bild doch immer die eigene Handschrift. In der Art, wie er den Kohlrabi mit allen seinen Schrunden ins Rampenlicht rückt, wird Jürgens' Begeisterung für die alten Stilllebenmeister sichtbar. Deren «Hang zu Schönheit und Perfektion» faszinierte ihn von Jugend an. Er strebe, schreibt Jürgens auf seiner Website, «in einer Welt der chronischen Überinszenierung» nach «Klarheit» und «Präzision». Oder anders gesagt: Wer genau hinsieht, erkennt sogar in einem simplen Kohlrabi den Star. Selbigen hat der Künstler übrigens nach Vollendung des Werks aufgegessen.

Manfred W . Jürgens (1956) Geboren im norddeutschen Grevesmühlen, arbeitete Manfred W. Jürgens vor seinem Kommunikationsdesign-Studium in Berlin unter anderem als Sozialarbeiter und fuhr zur See. Seit 1993 ist er freischaffender Maler. Stilistisch gilt er als Vertreter des Neuen Realismus, der Ende der Fünfzigerjahre aufkam. Kennzeichnend ist sein Interesse für banale Alltagsdinge, mit dem er Elemente der Pop-Art aufnimmt.

Mit freundlicher Genehmigung der Saisonküche Zürich
© Saisonküche Zürich





Tafelbild ohne Zigarette · Bremer Maler porträtiert Helmut Schmidt

Uwe Dammann

Weser-Kurier, Kultur · Bremen, 18.12.2013


Bremen

Das Tafelbild des Malers Manfred W. Jürgens, das am Mittwoch in der Bürgerschaft öffentlich vorgestellt wurde, ist das erste autorisierte Porträt von Helmut Schmidt seit den Kanzlerporträts von Bernhard Heisig aus dem Jahre 1986. Gemalt hat das aktuelle Porträt, das anlässlich des 95. Geburtstages des Altkanzlers vorgestellt wurde, der Bremer Manfred W. Jürgens, Mitglied im BBK. Uwe Dammann sprach mit Jürgens über seine Arbeit.

Herr Jürgens, sie mussten acht Jahre warten, bis Helmut Schmidt das Vorhaben endlich absegnete und für Sie – wenigstens für einen Moment – Modell saß. Wie sind Sie darauf gekommen, den Altkanzler zu porträtieren?

Manfred W. Jürgens:

Mein Malerfreund Karmers lud mich vor acht Jahren zu seiner Ausstellung in das Verlagshaus der "Zeit" nach Hamburg ein. Damals wohnten meine Frau und ich noch in Wismar. Am Folgetag führte man uns durch die Katakomben des Imperiums der Zeit. Auf einem recht schmalen Flur kam uns Herr Schmidt entgegen. Guten Tag Herr Schmidt. Guten Tag meine Herren! Ich sah ihn aus nächster Nähe und dachte, was für ein Typ. Charismatisch. Das wäre ein interessantes Modell. In den vergangenen Jahrzehnten versuchten viele ihn zu porträtieren. Vergebens. Die letzten autorisierten Schmidt-Porträts malte vor knapp 30 Jahren Bernhard Heisig aus Leipzig. Schmidt hatte sich ihn für das Portrait im Kanzleramt ausgesucht. Danach lehnte er die nach Aussage seines Sekretariats durchaus zahlreich eingehenden Porträtanfragen ab. Ich habe über die Jahre vergebens mehrere Anläufe mit Hilfe von befreundeten Redakteuren der Zeit unternommen, um sein Ja zum Porträt zu erhalten.

Wie ist der Kontakt zustande gekommen?

Meine Frau Barbara Koppe folgte vor eineinhalb Jahren dem Ruf der Hochschule Bremen als Professorin für Wasserbau. Und ich folgte ihr nach einem Jahr Wochenend-Beziehung und zog aus Hamburg Blankenese in die Bremer Neustadt. Man braucht seine Lebenszeit nicht im Auto zu verbringen. Es ist gut, dort zu wohnen wo man arbeitet. Das vereinfacht vieles. Und da kommt der Maler gern in eine Stadt der kurzen Wege. Für meine Frau sind es drei Minuten Fußweg zur Hochschule. Als sie ihren Ruf annahm, feierten wir ausgiebig mit unseren Freunden bei Mimo auf St. Pauli im Ristorante Italia. Morgens um vier fragte mich der Schweizer Zeit-Redakteur Urs Willmann: Du Manne, sag mal, in der nächsten Woche bin ich zur Redaktionssitzung beim Helmut Schmidt geladen. Hast Du eine kluge Frage für mich? Ja, antwortete ich spontan: Frag ihn, mit welcher Blume er sich von mir malen lassen möchte. Willmann war begeistert und mit seinem Schweizer Charme gelang ihm das, was bereits seit Jahren versucht wurde: Helmut Schmidt von der Notwendigkeit eines neuen Porträts zu überzeugen. Eine Woche später kam dann die Nachricht aus dem Schmidt-Büro: Malen ja, aber ohne Blume. Und nur 15 Minuten wird er sitzen. Mehr ist nicht möglich.

Es gab also nur die eine kurze Sitzung?

Ich war trotzdem glücklich über diese 15-Minuten-Zusage und dachte, das werde ich schon packen. Woher diese selbstbewusste Zuversicht kam, ist mir heute gelegentlich unklar. Vielleicht war es die schon längst ausgeformte Idee, die ich in mir trug. Im Kopf war das Bild seit Jahren in unterschiedlichsten Varianten fertig. Das Sekretariat bei der Zeit organisierte die Sitzung so, dass meine Frau und ich einige Stunden zuvor den Skizzen im Kopf folgend Scheinwerfer in unterschiedlichen Lichtvarianten aufbauen konnten. Als Herr Schmidt mir dann Modell saß, schlug ich ihm drei Bildideen vor. Seine Anworten waren: Geht nicht! Völlig untypisch! Auf keinen Fall. In der Zwischenzeit war die neue Idee da. Ich male ihn als Piloten in seinem Cockpit. Seine Instrumente sind die Bücher. Wissen als Reichtum. Alle perspektivischen Linien der Bücher werden auf seine Stirn zulaufen. Der Krückstock wird zum Steuerinstrument eines Piloten, der seine Maschine selbstbewusst und unbeirrt im Griff hat. Aus den zugesagten 15 Minuten wurde bedeutend mehr Zeit und ich bekam, was ich an Fotoskizzen für meine neue Idee suchte.

Ich finde, die charakteristische Zigarette und der Aschenbecher fehlen, schließlich ist Schmidt der Raucher der Nation.

Der Aschenbecher wurde bewusst weggelassen. Es sollte ein Tafelbild ohne Zigaretten werden. Obendrein wurde während der Sitzung nicht geraucht.

Wie findet Helmut Schmidt sein Porträt?

Er lobt ja nie, aber er hat bei der Vorstellung vor sich hin gepfiffen und gescherzt: "Der Typ auf dem Bild ist jünger als ich." Und da der Altkanzler nichts zu meckern hatte oder 'Unfug' oder ähnliches Vernichtendes geäußert hat, ist das für mich Anerkennung genug. Der Bremer Maler Manfred W. Jürgens porträtierte den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt. Das Bild wurde am Mittwoch in der Bürgerschaft der Öffentlichkeit vorgestellt.

Reproduktion: Manfred W. Jürgens
© Weser-Kurier





Auf keine Zigarette mit Helmut Schmidt

Philip Schroeder

Schweriner Volkszeitung / Neueste Norddeutsche Nachrichten · 17. Juni 2013


Schwerin / Rostock

1986 war es, als Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt sich für sein offizielles Porträt für die Galerie im Kanzleramt ausgerechnet den Maler Bernhard Heisig aussuchte - einen Künslter aus der DDR. Seitdem hat der Altbundeskanzler sich nicht mehr malen lassen.

Helmut Schmidt, Bundeskanzler von 1974 bis 1982 und bis heute als scharfer Debattenredner, harter Krisenmanager und kenntnisreicher Weltökonom verehrt, ist heute Zeitungsherausgeber und Autor - und ein Kunst-Mensch. Der SPD-Politiker liebt die klassische Musik, hat selbst Konzerte eingespielt, im gleichen Studio Abbey Road wie einst die Beatles übrigens. Und Schmidt schätzt die Malerei. Während seiner Amtszeit als Bundeskanzler ließ er das Schild "Bundeskanzler" an seiner Bürotür gegen die Beschriftung "Nolde-Zimmer" austauschen, da er mehrere Werke des Malers im Büro aufgehängt hatte. "Der Expressionismus - das ist die Epoche, in der Helmut Schmidt zu Hause ist und die er auch sammelt", sagt Manfred W. Jürgens.

Auch Jürgens ist Maler, auch er stammt aus der DDR. Seine erste Ausstellung hatte er in Wismar - mit den "Hurenbildern". Fast 30 Jahre nach Heisig durfte Jürgens nun ein Porträt von Helmut Schmidt malen - obwohl der Altkanzler immer wieder betont hatte, er habe keinen weiteren Bedarf an Bildern von sich. "Ich habe es dann aber doch geschafft", sagt Jürgens, und ein bisschen ist ihm der Stolz darüber anzuhören.

Die erste Begegnung mit Helmut Schmidt kam für Manfred W. Jürgens ganz zufällig zustande. Als ein befreundeter Künstler im "Zeit"-Gebäude in Hamburg ausstellte, besuchte er die Vernissage und begegnete auf einem Flur ihm - Helmut Schmidt. "Was für eine charismatische Erscheinung", sagt Jürgens heute noch zu diesem ersten Eindruck. Obwohl - eigentlich war es die zweite Begegnung. Dazu später…

"Darf ich Sie malen?", so einfach kann man einem Schmidt natürlich nicht kommen. Aber als er mit seiner Frau deren neuen Job als Professorin in Hamburg mit Freunden auf St. Pauli gefeiert habe und ein Redakteur von der "Zeit" aus dem Kreis im Morgengrauen in die Runde fragte "Sagt mal, morgen haben wir ein Interview mit Schmidt - habt ihr noch eine Idee, was man den fragen könnte?", erzählt Manfred W. Jürgens, da habe er einfach gesagt: "Frag ihn, ob er sich von mir malen lassen will."

Es brauchte dann einige Hartnäckigkeit. Aber im April 2012 hatte Manfred W. Jürgens dann einen Termin. Bei ihm, dem Altkanzler, dem Zeugen eines Jahrhunderts. Ein bisschen geprüft habe er sich schon gefühlt, sagt Jürgens, eine Art Examen sei das gewesen: "Wir haben über Giacometti geredet und über den Expressionismus, auch über El Greco und Rosemarie Wilcken." Ein italienischer moderner Bildhauer, der griechisch-spanische Maler der Spätrenaissance und Vorbote des Expressionismus und die ehemalige Bürgermeisterin von Wismar… "Schmidt ist eben unglaublich neugierig, gebildet und musisch", sagt Jürgens. Und die Sturheit des Altkanzlers ist legendär. Er brauche kein Denkmal von sich, das habe Schmidt ihm zum Thema Porträt erstmal verkündet, erzählt Jürgens. Aber: "Ich liebe das, wenn es ein bisschen Kampf ist", sagt er zu dem Prozess, bei dem sich Maler und Modell aufeinander einlassen, sich einander öffnen müssen. Sein Eindruck sei gewesen, dass Schmidt gar kein Problem mit Widerspruch und anderen Meinungen habe, jedenfalls weniger als mit andauernder Zustimmung und Lobgehudel. Jürgens: "Schleimerei lehnt er ab. Ich habe erstmal nix gesagt, ihm ohne zu blinzeln in die Augen geguckt - da war alles gut." Erst recht, als sich der Maler und sein Modell über das Thema Arbeit unterhielten. Helmut Schmidt hat das offizielle Rentenalter seit rund 30 Jahren hinter sich - und ist immer noch als Herausgeber der "Zeit " in seinem Büro präsent. "Er hat drei Sekretärinnen dort und zwei in Berlin, die hält er alle gut auf Trab", sagt Jürgens. In Sachen Arbeitsethos sei er mit dem Altkanzler durchaus auf einer Wellenlänge: "Ich will auch malen, bis ich vor der Staffelei umkippe, habe ich ihm gesagt. Das fand er gut."

Jürgens erzählte Schmidt auch von der ersten Begegnung, von der der damalige Kanzler nichts mitbekommen haben dürfte: "1981, bei Schmidts legendärem Besuch bei Honecker in Güstrow. Damals war ich bei der Transportpolizei und habe die Silhouette des Kanzlers im Zugabteil gesehen."

Angefangen hat Manfred Wilfried Jürgens als Seemann. Auf dem Schulschiff "Georg Büchner" - jüngst auf ihrer letzten Reise zum Abwracker gesunken - lernte er das Matrosenhandwerk. Aber da sei immer die Sehnsucht nach der Kunst gewesen, erzählt er heute: "Als ich fünf Jahre alt war, war ich das erste Mal in der Galerie Alte Meister in Dresden." Starken Eindruck habe das gemacht, "ich habe damals gesagt: Wenn ich groß bin, male ich auch den König."

Das hat bisher noch nicht geklappt. Aber Helmut Schmidt, mehr geht ja eigentlich sowieso kaum. Es ist erst das dritte von Schmidt autorisierte Porträt überhaupt. Vor Bernhard Heisigs offiziellem Kanzler-Konterfei gab es noch ein Bild aus Schmidts Zeit als Hamburger Innensenator - das hat der Altkanzler seinem aktuellen Porträtisten verraten. "Das Bild findet Schmidt aber grauenvoll, er hat erzählt, es dürfe frühestens zwei Jahre nach seinem Tod wieder ausgestellt werden", erzählt Manfred W. Jürgens.

Jürgens' "Helmut Schmidt im 95. Lebensjahr" ist ganz anders als das berühmte Bild von Heisigs Hand. Auf dem in altmeisterlichem Stil gemalten Tafelbild blickt Helmut Schmidt gelassen und selbstbewusst auf den Betrachter. Er sitzt. "Stehend, nein, das ginge nicht mehr, hat er gesagt", berichtet Jürgens. Mit seinen nahezu 95 Lebensjahren ist Helmut Schmidt heute im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen. Aber als Jürgens und seine Frau dem Altkanzler das fertige Bild im Hamburger "Zeit"-Haus präsentierten, "da ist er für meine Frau aufgestanden", berichtet der Maler.

Jürgens hat den Altkanzler mit zahlreichen Attributen umgeben. Wie auf den Tafelbildern aus der Renaissance und dem Barock ist jedes Detail immer auch Träger einer Aussage.

Oben im Regal steht eine Büste des "Stern"-Gründers Henri Nannen. Es ist der gleichnamige Journalistenpreis, den Schmidt für seine Tätigkeit als Herausgeber und Autor der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" erhalten hat. Hinter Schmidts Haupt, immer noch frisiert wie zu Kanzlerzeiten, steht im Regal die "Encyclopædia Britannica", Symbol für Schmidts umfassende Bildung. "Er hat gesagt, er sei einer der letzten, die so was benutzen. Die jungen Kollegen hätten alle Google", berichtet Jürgens. Vor Schmidt auf dem Tisch liegt ein Bogen aus der "Zeit" und eine englische Tageszeitung, sie steht für die Liebe des 94-Jährigen zum angelsächsischen Kulturraum und zur englischen Sprache.

Schmidts linke Hand hält einen Krückstock - zuallererst Sinnbild des Alters, aber auf der zweiten Ebene auch eine Art "Steuerknüppel" und in der Bildsprache des Barock das Attribut eines Feldherren und ein Kommandozeichen.

Es fehlen der Aschenbecher und die Zigaretten. Ausgerechnet, wo Schmidt doch der Raucher der Nation ist und selbst bei Fernsehauftritten zur Zigarette greift. Heisig malte Schmidt 1986 mit glimmender Zigarette in der Hand. Und nun? "Er wollte nicht mit Zigarette gemalt werden", sagt Manfred W. Jürgens. Warum auch, schließlich habe der Altkanzler während der mehrstündigen Porträtsitzung nicht geraucht.

Als Manfred W. Jürgens dann vor wenigen Wochen und rund ein Jahr nach der Porträt-Sitzung wieder in Schmidts Büro vorsprach, diesmal mit dem fertigen Bild im Gepäck, da standen Aschenbecher, Zigaretten und Schnupftabak parat. "Er war schon ein bisschen aufgeregt." Aber offenbar zufrieden. Schmidt habe mit dem Kopf gewackelt, vor sich hin gepfiffen und gescherzt: "Der Typ auf dem Bild ist jünger als ich." Schmidt lobe ja nie, habe er gehört, erzählt der Maler. Aber wenn der Altkanzler nicht meckere, kein "Unfug" oder ähnlich Vernichtendes äußere - das sei schon Anerkennung genug.

Bildunterschrift: Das Bild "Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys" – 1,47 mal 2,50 Meter groß – enthüllte Manfred W. Jürgens feierlich in der Ausstellung im Baumhaus.
Helmut Schmidt im 95. Lebensjahr, Manfred W. Jürgens, 2013, ist das erste autorisierte Porträt des Altkanzlers seit fast 30 Jahren.
Es ist in Lasurtechnik auf Leinwand und Holz gemalt.
© sh:z 2013





Bilder mit Magie und Ehrfurcht vor der Schöpfung

Nicole Hollatz · Ostseezeitung Wismar / Lübecker Nachrichten · 30. April 2012

Eine Ausstellung mit Arbeiten von Manfred W. Jürgens wurde am Freitagabend im Baumhaus eröffnet


Wismar

Es war eine Vernissage mit über 300 Gästen im und vor dem Wismarer Baumhaus. Eine Vernissage, die bis in die späte Nacht ging. Eine Vernissage mit Manfred W. Jürgens, gebürtig in Grevesmühlen, wohnhaft in Hamburg.

"Bilder und Künstler kehren nach Wismar zurück, so als gehörten sie immer hierher", sagte Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) schmunzelnd in seiner sehr freundschaftlichen Laudatio bei der Ausstellungseröffnung am Freitagabend. 2001 hatte Manfred W. Jürgens erstmals im Baumhaus ausgestellt, dann 2006 und nun wieder. Dazwischen hatte er Ausstellungen in Güstrow, Leipzig, Kühlungsborn, Venedig, Hamburg und in der Schweiz.

Beyer erzählte von der Detailversessenheit des Malers, der nach wie vor den großen Künstlern auf der Spur sei, um herauszubekommen, wie sie manches in ihren Bildern hinbekommen hätten. Dürer malte 1502 den Feldhasen, Jürgens 2007 die selbstbewusste Schweizer Kuh "Soraia". Was Dürer und Jürgens sowie Hase und Kuh gemeinsam haben, ist dieser Realismus, dieser manische Hang zum Detail, während andere Künstler vermeintlich modern abstrahierend malen.

Jedes Haar, jede Feder wird gemalt. Jürgens fügt aber der Realität noch etwas hinzu. Es gelingt ihm, den Menschen auf der Leinwand etwas Magisches zu verleihen. Es handelt sich nicht um die toten Abbilder von Menschen, die den meisten Betrachtern unbekannt sind. Die 86-jährige Sängerin Ruth Rupp beispielsweise lächelt von der Leinwand. Und der Betrachter lächelt zurück. Fühlt sich sofort verbunden mit der Frau.

Vielleicht, weil Jürgens versucht, viel vom Portraitierten in sein Bild hinein zu stecken. Er beobachtet, macht Fotos, Skizzen. Und lauscht dem, was sein Gegenüber erzählt. Neun Monate hat er am 1,37 mal 1,72 Meter großen Portrait von Erna Thomsen gemalt. Immer zehn, fünfzehn Stunden am Stück. "Das ist wie Meditation, das merkt man nicht", erzählt er. Beim Malen höre er Hörbücher oder Musik, bei Erna habe er die Musik der 86-jährigen gehört. Die Musik, die seit mehr als sechs Jahrzehnten im "Silbersack", der Kultkneipe von Erna Thomsen auf St. Pauli, spielt.

Jürgens hat den Stil der Renaissance für sich neu interpretiert, mischt die Technik von vor 500 Jahren mit den bis zu zwölf Malschichten der Lasur mit der neuen Sachlichkeit der 1920er-, 1930er-Jahre. Dadurch gewinnt der mitunter düstere Renaissance-Realismus eine wunderbare Leichtigkeit. Er kopiert die Realität nicht, sondern schafft eine neue. Eine perfektere.

"Der innere Kanon der Arbeit von Manfred W. Jürgens ist mit einem Wort zu umschreiben", so Bürgermeister Beyer, "Würde oder Ehrfurcht vor der Schöpfung. Das gilt für Mensch, Tier und Möhre gleichermaßen." Vielleicht liegt genau darin die Magie der Bilder von Manfred W. Jürgens.

Bildunterschrift: Das Bild "Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys" – 1,47 mal 2,50 Meter groß – enthüllte Manfred W. Jürgens feierlich in der Ausstellung im Baumhaus.
Manfred W. Jürgens | Der Künstler wurde am 19. November 1956 in Grevesmühlen geboren und studierte Kommunikationsdesign in Berlin.
In der Wendezeit arbeitete er als Wissenschaftsgrafiker für den Tierpark Berlin und später im Kulturmanagement. Seit 1993 ist Jürgens freischaffend als Maler tätig, zunächst in Wismar und seit 2007 in Hamburg.
© Ostseezeitung Wismar





Bild mit Seele · 1. Hamburger Ein-Bild-Ausstellung

Diana Zinkler · Hamburger Abendblatt · 26.8.2010

Erna Thomsen ist Gastwirtin in Hamburgs berühmter Kneipe Zum Silbersack auf St. Pauli. Seit 61 Jahren.

Der Maler Manfred W. Jürgens entdeckte sie als Modell und malte sie in Öl. Warum? Weil sie eine starke Frau ist


Das Sparschwein auf dem Tresen ist von Ole von Beust. Das ist jetzt schon elf Jahre her. Damals hat er es Erna Thomsen zum 50. Silbersack-Jubiläum geschenkt. "Seitdem ist Ole aber kaum noch da gewesen", sagt die kleine Frau hinterm Tresen. Zwischen dem Schwein und heute war von Beust neun Jahre lang Hamburgs Bürgermeister. "Früher war er oft hier, aber jetzt würden ihn zu viele Leute ansprechen. Das hat er nicht so gern", sagt Erna Thomsen, ebenjene Frau hinterm Tresen, Inhaberin und Gastwirtin der Kneipe Zum Silbersack, in der Silbersackstraße, nahe der Reeperbahn, auf St. Pauli. Sie steht hier, nicht direkt in der Mitte des Tresens, sondern vom Betrachter aus gesehen etwas weiter links, weil sie dort besseren Zugang zu den hinteren Räumen hat. Seit 61 Jahren. Gerade, aufmerksam, immer mit etwas Rotem bekleidet, stetig. Neun Jahre oder elf sind da nur eine Episode. Zeit ist mächtig im Silbersack.

Vor acht Jahren kam Manfred Wilfried Jürgens zum ersten Mal in die Kneipe, nach einem Besuch im St.-Pauli-Theater. Stand vor der Theke und sagte zu seiner Begleiterin: "Wahnsinn. Die Frau. Die will ich malen." Ihr Blick, ihre Ruhe, ihr Alter. Alles sehr beeindruckend für einen Neuling, der er damals war. Doch mit dem Blick des Künstlers sah er noch mehr. Eine Vision, eine Matrone, eine Ikone. Endlose Zeit, makellos. Rot, papstrot. Die Seele der Kneipe. Was sind schon vier Stunden im Mittelpunkt gegen ein ganzes Leben

Heute, wieder an einem Abend, steht eine Ausstellung bevor. Die erste Hamburger Ein-Bild-Ausstellung: "Das Portrait Erna Thomsen des Malers Manfred W. Jürgens". Morgen, am Donnerstag, wird das Bild für vier Stunden, von 20 bis 24 Uhr, im Silbersack, an der rechten Wand, über einem der mittleren Tische, ausgestellt sein. Angestrahlt mit Scheinwerfern, damit die Farben auch gut leuchten und Erna Thomsens Augen mit ihrem durchdringenden Blick vom Bild aus den Laden überschauen können. Für vier Stunden gibt es dann zweimal Erna Thomsen im Silbersack. Porträt, Abdruck der Seele, wie Künstler sagen, und das Original. Aber was sind schon vier Stunden. Nicht mal eine Nacht.

Es gibt Gäste, die kommen um 17 Uhr und gehen am Morgen um fünf. Trinken Bier, für 1,90 Euro die Flasche. Dazwischen mal was Härteres. Reden, küssen, umarmen sich, finden sich schön, verziehen sich zum Fummeln nach draußen oder auf die Toilette, um dann da weiterzumachen, wo der letzte Drink stand. Reden weiter im Nebel des Zigarettenqualms. Rauschen durch die Stunden, in denen man sie vielleicht schon zu Hause erwartet hätte.

Erna Thomsen steht heute mit 86 Jahren nicht mehr die ganze Nacht am Tresen. Höchstens mal drei Stunden. Rente mit 67 wirkt hier lächerlich. Manchmal zieht sie sich zurück in ihre Wohnung oder auch nur auf den Platz in der Bank in der rechten Ecke. Wieder ein Platz mit Überblick.

Sie sitzt da und trinkt Wasser mit wenig Kohlensäure. "Bier habe ich in meinem Leben noch nicht eins getrunken. Eher mal ein Glas Sekt, einen Eierlikör oder ein Glas Champagner." Die Flasche kostet 90 Euro im Silbersack, wird nicht häufig verlangt. Aber auch. Es ist 20.52 Uhr, die Musikbox, die schönste von ganz Hamburg, wie Stammgast und Schauspieler Ulrich Tukur ihr zum 50-jährigen Bestehen der Kneipe einst versicherte, spielt "Mendocino", gesungen von Michael Holm. Es ist die Nummer 154 und der Tresen ist schon besetzt mit einer Gruppe aus Köln. Am Tisch am Eingang sitzt ein Paar aus Süddeutschland. Er, Mitte 50, elegant in Blazer und sie ganz in Weiß. Die beiden staunen, weil die Kölner schon kurz vor 21 Uhr zu tanzen beginnen, erst Paartanz, dann im nächsten Lied schunkeln und singen: "En unserem Veedel" von Bläck Fööss. Ist nicht hamburgisch, aber Erna Thomsen sind solche Sachen egal, sie würde nie sagen: Gehört sich nicht oder zumindest nicht hierher. "Ich freu mich, wenn gefeiert wird." Sie sagt das ernst. Denn wer feiert, trinkt, und das ist gut fürs Geschäft. Egal ob nun Student, Geschäftsmann, Schauspieler oder Tourist.

Bier habe ich in meinem Leben noch nicht eins getrunken. Eher mal ein Glas Sekt, einen Eierlikör oder ein Glas Champagner. Erna Thomsen, Gastwirtin.

Auch, und das ist eine alte Geschichte, die sie eigentlich gar nicht preisgeben will, dass einer wie Filmstar Hans Albers nicht immer zahlen wollte. "Nur wenn er betrunken war, sonst immer." In den 50er-Jahren, den Anfangsjahren des Silbersacks, trank er hier regelmäßig, stand meist rechts am Tresen mit Bier und Schnaps. "Lütt und Lütt", 0,1 Bier und 1 Kümmel, für 45 Pfennig waren beliebt. Es war die Zeit, in der in den Toilettenräumen noch Lippenstifte, Strumpfhosen, Kondome und verbotenerweise auch Pornohefte verkauft wurden. In welcher der Silbersack 30 Angestellte hatte und die Crew zwecks Betriebsausflugs im Jahr 1951 nach Ratzeburg fuhr, durch den kleinen

Ort spazierte und "Aber eins, aber eins, das bleibt bestehen, der Silbersack wird niemals untergehn" sang.

Damals war ihr Mann Friedrich noch dabei. Zusammen eröffneten sie am 25. Juni 1949 den Silbersack. Nach dem Krieg lagen viele Gebäude in Hamburg in Trümmern und an eine Fläche zu kommen war schwer. Das Grundstück an der Silbersackstraße konnten sie zunächst pachten und bauten dort ein Holzhaus. Das Material bezahlten sie dem Förster in Naturalien. "Ich glaube, er hat damals einen Eimer Honig und ein Fahrrad bekommen", erinnert sich Erna Thomsen. Ein Holzhaus ist die Kneipe heute noch immer, nur später wurde sie ummantelt mit Stein. Erna Thomsen klopft an die Vertäfelung des Lokals, wie um zu beweisen, dass alles immer noch so ist. Fest steht.

Ihr Mann starb 1958 an Krebs. Sie blieb zurück, mit drei Kindern. Uwe, Gerd und Heidrun. Haben Sie nicht daran gedacht, aufzuhören? "Nie. Ich hatte ja drei kleine Kinder." Erna Thomsen schüttelt den Kopf. "Früher galt doch: Vogel friss oder stirb. Da gab's nichts anderes." Unterstützung wie Sozialhilfe hätte sie nicht beantragt. Sie hatte doch die Kneipe. Und die Kinder lebten, bis sie zehn Jahre alt waren, auf dem Bauernhof ihrer Eltern in Rethen bei Braunschweig. Von dort kam auch der Honig, mit dem sie in den Nachkriegsjahren das eine oder andere tauschen konnten.

Die Kölner hören jetzt "Die Karawane zieht weiter" von De Höhner. Es ist 21.15 Uhr und die Stimmung ausgelassen. An einem Wochentag. Erna Thomsen blickt zufrieden.

Vergänglichkeit und Zeit können dem Silbersack nichts anhaben.

Auch Hildegard Knef besuchte den Silbersack. Der französische Film "Das Mädchen aus Hamburg" von Regisseur Yves Allégret wurde hier gedreht und feierte 1958 im Passage-Kino Premiere. Hildegard Knef war das Mädchen. In der Kneipe fiel sie auf, weil sie so stark geschminkt war.

Im Ölbild vom Maler Jürgens stehen Blumenvasen auf der Theke, einige Rosen lassen den Kopf hängen, sind verwelkt. Erna Thomsen daneben steht aufrecht. Jürgens sagt: "Die Blumen stehen für die Vergänglichkeit und den Tod, den ich auch immer in meine Bilder einbringe." Doch Vergänglichkeit und Zeit scheinen etwas zu sein, das Erna Thomsen und dem Silbersack nichts anhaben kann. Unverändert wummert jeden Abend die Musik auf die Silbersackstraße, wo es früher einen Bäcker gab, zwei Blumenläden und zwei Friseure. Eine kleinbürgerliche Vorstellung, die mit der Gegenwart der Straße nichts mehr zu tun hat. An der Ecke zur Reeperbahn lockt das Erotic Laufhaus mit Erotic Lifestyle auf 400 Quadratmetern. Hat es Sie nie gestört, dass es in der Nachbarschaft Prostituierte gibt? Erna Thomsen lacht, vielleicht das erste Mal heute Abend. "Nein, ich habe damit ja nichts zu tun." Hat es denn nie wieder einen Mann gegeben? "Nein, mit drei Kindern heiratet man nicht mehr." Und sie fügt zufrieden hinzu: "Anträge gab es."

Sechs Jahre lang ist Manfred W. Jürgens immer wieder in den Silbersack gekommen, bis Erna Thomsen ihm den Zuschlag gegeben hat, Modell zu stehen. "Eigentlich hat das auch Nils, eine der Thekenkräfte, eingefädelt. Er sagte zu Erna eines Abends: ‚Erna, du könntest dich doch auch mal malen lassen.' Woraufhin sie nur leise antwortete: ‚Ja.'" Dann fotografierte Jürgens die Theke und Erna Thomsen. Fertigte Skizzen, während die Wirtin brav posierte. An dem eigentlichen Bild malte Jürgens neun Monate. "Die Technik ist 500 Jahre alt, wie in der Renaissance trage ich zwölf Schichten auf. Aber der Stil orientiert sich an der Neuen Sachlichkeit der 20er-Jahre", erklärt Jürgens, während ihm Erna Thomsen zuhört. Dann sagt sie: "Wenn ich gewusst hätte, wie lange das dauert, hätte ich nicht Ja gesagt." Das ist kein Vorwurf, eher eine uneitle Feststellung.

In den 50er- und 60er-Jahren boomte der Silbersack. Die 70er waren schwerer. Der Nachholbedarf war gedeckt. Es wurde weniger getrunken. Autos wurden gekauft, Familienväter sparten für den Urlaub, das Gehalt gab es inzwischen nicht mehr direkt in die Lohntüte, sondern aufs Girokonto, da war es sicherer vor dem Feierabend. Zudem wurden Fischfangzonen eingerichtet und Hamburger Reedereien wie Cranzer und Pickenpack gaben auf. Als Folge wurden viele Seeleute arbeitslos. Der Umsatz ging merklich zurück und Erna Thomsen musste Mitarbeiter entlassen. Die Stimmung aber blieb gut und im Silbersack wurde weiter gefeiert. Die Band The Jeremy Days, deutsche Pop-Helden der späten 80er-Jahre, feierten hier 1990 eine Party, nachdem sie monatelang in London eine Platte aufgenommen hatten. Die Szene von damals lud ein. Unter den Gästen waren auch der Avantgarde-Sänger Philipp Boa und der Ex-"Tempo"-Chefredakteur Markus Peichl. Und natürlich finden sich im Gästebuch von Erna Thomsen auch weitere Namen wie Heiner Lauterbach, Domenica, Ottfried Fischer ("Das ist meine Lieblingskneipe!") und Theater Star Eva Mattes.

Nun wird mit dem Bild von Manfred W. Jürgens die Gastwirtin Erna Thomsen selbst zu einer wichtigen Person. Wie finden Sie das? "Ich weiß nicht", sagt sie, "es wird ja nicht so lange dauern." Aber wenn so viele Leute kämen, werde wenigstens viel Geld in das Sparschwein von Ole von Beust gesteckt. Das Geld spendet sie für die Kinder des Stadtteils St. Pauli. Außerdem wird ein Team vom "Hamburg Journal" filmen. Auch Ulrich Tukur ist eingeladen, Corny Littmann, Otto Waalkes und sogar Freddy Quinn. Sein Lied "Junge, komm bald wieder" ist einer von Erna Thomsens Favoriten. Sie kennt die Nummer 148 auswendig.

Auf dem Bild thront Erna Thomsen wie ein Kapitän an der Reling. Vielleicht wird sie sich morgen hinter ihren Tresen stellen. Der schon immer wie eine Grenze zwischen ihr und ihren Gästen funktionierte. Ein Schutzwall vor Zudringlichkeiten und zu viel Privatem. 22.13 Uhr, die Kölner Gruppe wankt raus. Zwei Schweizer auf der Suche nach der "bestimmten Straße" kommen rein.

Hans Albers und Hildegard Knef sind tot, Erna Thomsen ist noch da.

Manfred W. Jürgens glaubt jedenfalls daran, dass sie alles meistern wird. "Erna Thomsen ist eine starke Frau. Deswegen habe ich sie auch gemalt."

61 Jahre, in denen Hans Albers gestorben ist, so wie Hildegard Knef und Domenica. Die Band The Jeremy Days nicht mehr berühmt ist und in denen ihr Sänger Dirk Darmstädter mit Glück noch mal im Vorprogramm auftritt. Ole von Beust Bürgermeister wurde und wieder abtrat.

Wollen Sie nicht langsam auch Ihre Ruhe, Frau Thomsen? "Wenn man 61 Jahre lang hier gearbeitet hat, kann man sich nicht einfach vor den Fernseher setzen." Und wen würden Sie hier noch gern als Gast begrüßen? "Helmut Schmidt. Das war der beste Bundeskanzler. Wenn der kommt, dann stelle ich ihm einen Aschenbecher hin." Und ganz vielleicht spielt dann die Musikbox die Nummer 148.

Ausstellung in der Kneipe: Vier Stunden lang wird der Maler Manfred W. Jürgens am morgigen Donnerstag sein Porträt von Erna Thomsen in der Kult-Gaststätte Zum Silbersack, Silbersackstraße 9, auf St. Pauli zur Schau stellen. Von 20 bis 24 Uhr. Das Modell und der Maler sind anwesend.

Das Bild ist in Öl und Eitempera in zwölf Schichten auf Leinwand auf Holz gemalt und hat die Maße 1,37 Meter mal 1,72 Meter. (diz)
Foto: Macelo Hernandez | www.marcelo-hernandez.de
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1. Hamburger Ein-Bild-Ausstellung

Ausstellung Kurz

Hinz&Kunzt :: Das Hamburger Strassenmagazin · Nr. 210 August 2010














Diese Ausstellung ist ideal für Kulturmuffel: Gezeigt wird nur ein Bild und das nur einen Abend lang. Toll auch, dass man sich nebenbei etwas zu trinken bestellen kann. Denn der Hamburger Maler Manfred W. Jürgens zeigt sein Portrait der legendären Silbersack-Wirtin Erna Thomsen in der Kult-Kneipe. Beide werden anwesend sein. Das Modell wird vielleicht die eine oder andere Anekdote aus 60 Jahren hinterm Tresen zum Besten geben.

Zum Silbersack, Silbersackstrasse 9, Donnerstag, 26.8.2010, 20-24 Uhr, Eintritt frei www.hinzundkunzt.de
© Hinz&Kunzt





Der Mann der das Abendblatt ins Bild setzt

Ausstellung im Verlagshaus · The Best of Newspaper Design · 22.1. - 12.2.2010

Hamburger Abendblatt · 11.1.2010


Man kann eine Zeitung wie ein Bild sehen, wie ein Gemälde.

Da gibt es Linien und Formen, Fäden, Striche und Flächen zu sehen - zumindest wenn man die Zeitung mit dem Blick Manfred W. Jürgens sieht. Jürgens ist Maler und Fotograf, ein Zeitgenosse mit visueller Agenda. Was Jürgens sieht, bewertet er nach den Maßstäben des Ästheten, ganz egal, ob es ein Gebäude, eine Landschaft oder eben die Seite einer Zeitung ist.

Unlängst konnte Jürgens, der seit drei Jahren in Hamburg lebt, die neu gestalteten Seiten des Hamburger Abendblatts sehen und fotografieren. Ende April wird das Abendblatt im frischen Gewand daherkommen, erste Entwürfe hängen jetzt in der Axel-Springer-Passage - neben den Zeitungen, die für das beste "Newspaper-Design" 2008 prämiert wurden.

"Bilder" also, Dinge, die man sich durchaus an die Wand hängen kann. Eine Zeitung kann eine Genusssache sein, "und ich mag das Umblättern mehr als das Anklicken", sagt Jürgens (53), gebürtiger Mecklenburger und Vater von drei Söhnen. Die sind mit dem Internet aufgewachsen, und auch wenn Jürgens der digitalen Konkurrenz des Printprodukts keineswegs abspricht, in ästhetischer Hinsicht die Wirklichkeit abbilden zu können, greift er doch lieber auf die Zeitung zurück. "Ein Foto auf einer Zeitungsseite, die an einer Wand hängt, wirkt mehr als ein Foto auf dem Bildschirm", sagt er. Der studierte Kommunikationsdesigner Jürgens, der nirgendwo ohne seine Kamera hingeht, ist eine Doppelbegabung: Er fotografiert und malt. Mit dem Fotografieren fing Jürgens erst mit 29 an, seitdem hat ihn das Metier nicht mehr losgelassen. Dabei geraten ihm seine Fotos manchmal wie Gemälde, und seine Malerei ist fotografisch. "Mich reizt am Fotografieren die schnelle Arbeitsweise, an Bildern arbeitet man bisweilen ein ganzes Jahr." Und Fotos kann man auch als Skizzen verwenden für das, was auf der Staffelei entsteht."

Der Künstler glaubt, dass es in Zukunft eine Rückbesinnung auf die monomediale Kompetenz geben wird. Alleskönner wie manche Internetseiten (mit Text, Bewegtbild und Hörspur) sind also nicht der Weisheit letzter Schluss. "Manche Homepages sind schon wieder viel einfacher strukturiert als die heute üblichen, auf denen alles ruckelt und ständig irgendetwas aufploppt."

In Zeitungen ruckelt garantiert nichts, es gilt, im formschönen Layout Informationen und Unterhaltung zu präsentieren, ein Blattdesign zu finden, das Verstand und Geschmack anspricht. "Es gibt Zeitungen, bei denen denkt man: Das geht ja gar nicht", sagt der erfahrene Zeitungsleser Jürgens. Manche Gestaltungen seien "einfach schrecklich" und "zu billig". - Auf die bis zum 12. Februar in der Axel-Springer-Passage ausgestellten und prämierten Zeitungsseiten treffen diese Urteile jedenfalls nicht zu.(tha)

Titel Links · Eine Zeitung muss unverwechselbar sein, Verstand und Geschmack ansprechen. Selten ändern sie ihr Layout.
Das Hamburger Abendblatt wird ab April anders aussehen - Jürgens` Fotos dokumentieren den Wandel.
Titel PortraitFoto · Manfred W. Jürgens ist doppelt begabt: Er malt und fotografiert. Und er liest Zeitung. | www.abendblatt.de
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Das Portrait der Kuh Soraia

Manfred W. Jürgens

Berliner Jounalisten · Magazine 2/2010


In der Werbung ist die Kuh meist lila, auf unserem aktuellen Titel beige und braun wie artschmelzede Vollmilchschokolade, außerdem hat sie eine fesche Locke über der Stirn. Die Kuh heißt Soraia und wurde von dem Hamburger Maler und Fotografen Manfred W. Jürgens auf der Alp Wispile in der Schweiz porträtiert. Wie es dazu kam, erfahren Sie in der nachfolgenden Geschichte, aufgeschrieben vom Künstler persönlich.

Auf einer Ausstellungseröffnung meines Hamburger Malerfreundes Karmers lernte ich Rotwein trinkend den Schweizer ZEITRedakteur Urs Willmann kennen. Natürlich unterhielten wir uns über Kühe und leckeren Schweizer Hochgebirgskäse. Und da wir beide in unseren früheren Leben zeitweilig Kühe hüteten, der eine in den Bergen und der andere an der See, hatten wir etwas Gemeinsames. So kamen wir auf seinen Surf-Tipp: www.kuhleasing.ch Und für den Heimweg gab er mir zum besseren Verständnis diesen Beitrag mit. Bisher verbrachte ich meinen Urlaub an Küsten, Flüssen und in den Kulturmetropolen dieser Welt. Ein Interesse für Berge existierte nicht in mir. Dann aber sah ich nach Willmanns Tipp im Netz die Leasing-Kuh mit dem Namen der Prinzessin. Nur ein Buchstabe war falsch geschrieben. Andere Länder andere Buchstaben.

Selbstbewusst sah das Alpha-Tier von der Website an mir und meiner Frau vorbei. Stattlich war sie und auch alt. Sehr alt. Und mein Gedanke war: "Pass bloß auf dich auf. Bitte lass dich nicht schlachten. Ich werde dich malen!" Seit Jahren wünschte sich meine Frau Urlaub in den Bergen. Nun hatte sie mich. Ich wollte diese stolze Kuh malen. Also fuhren wir in die Schweiz nach Gstaad.

Dort machen Roger Moore und Liz Taylor Urlaub, und früher war auch Michael Jackson dort unterwegs. Aber meine Prinzessin wohnte oben auf der Alp Wispile, eine halbe Stunde Seilbahn entfernt. Dann der fast einstündige Fußmarsch auf dem Bergrücken durch Nebel und Dunst. Es regnete. Eine einsame Hütte in der Höhe von 1.835 Meter tauchte im Nebel auf. Hier sollte mein Urlaub stattfinden? Meine Stimmung lag zwischen den Kuhfladen am Boden.

Das änderte sich schlagartig, als wir durchnässt die Alphütte betraten und von der Bauernfamilie herzlich in Empfang genommen wurden. Manchmal übertrifft die Realität jede Vorstellung. Wir fielen durch die Zeit und kamen im Erbauungsjahr der Hütte an – 1737. Der 400 Liter fassende Kupferkessel auf dem Feuer ist vitales Herz und Mittelpunkt der Hütte und trägt stolz die Prägung 1881. Er würde dem Gallier Miraculix gefallen.

Nescafé, Hobelkäse und erste Sprachversuche. Zwischen dem norddeutschen Platt und dem Dialekt des Berner Oberlandes liegen einige Welten. Nach drei Tagen verstanden wir das erste Wort im Gespräch der Familie: Fffliege

Die Sonne verwehte noch am ersten Abend den trüben grauen Nebel, und wir standen plötzlich über den Wolken auf einem der schönsten Dächer der Welt. Am nächsten Morgen wurden wir gefragt: "Wie bitte? Eine Woche wollt Ihr bleiben? Gern, Rotwein ist da, aber im Schnitt übernachten die Leut eine Nacht im Stroh, und dann geht es weiter. Es wird ihnen schnell langweilig. Hier haben die Leute nur sich, die Natur und das Getier. Das ist den modernen Menschen zu wenig." Strom liefert wenige Stunden täglich der Diesel-Generator für die Melkmaschine und zum Aufladen der Mobiltelefone. Am Abend gibt es nur die Petroleumlampe, das Kartenspiel, das Gespräch und den Schlaf.

Der Hefti Hans wurde vor 43 Jahren auf der Alp geboren. Sie, Sennerin Ruth, kommt von der Nachbaralp und wollte nie einen Bauern heiraten. Erst recht keinen aus der Nachbarschaft. Aber sie trafen sich halt, arbeiten viel, sind glücklich und immer noch verliebt. Die Zusennerin Margit hilft den beiden auf der Alp, außerdem der zwanzigjährige Neffe Michael und während der Schulferien der vierzehnjährige Sohn Lorenz und der neunjährige Sohn Oliver. Die siebzehnjährige Tochter Linda macht eine Lehre als Verkäuferin im Tal und kommt nur an den freien Tagen auf den Berg. Habe ich je so zufriedene Gesichter gesehen?

Den Talbetrieb haben die Brüder Hans und Robert vom Vater übernommen. Während Hans und Ruth in den Sommermonaten die Sennerei auf Voralp und Alp betreiben, bleibt die Familie des Bruders im Tal und kümmert sich um die Heuernte. Ganz allein von der Landwirtschaft können die Familien nicht leben. Nebenbei müssen sich die Brüder noch in der Forst und auf dem Bau verdingen, doch dass sie mit neunzehn Milchkühen und zehn Rindern den Hauptanteil zum Unterhalt beider Familien erwirtschaften können, ist für deutsche Verhältnisse undenkbar.

Nach einer Woche Kuhglocken, Schwizerdütsch und Panoramablick holte uns Hans doch noch einmal aus unserer seligen Ruhe: "Den Käse könnt Ihr wirklich nicht mitnehmen. Das geht nicht. Der muss reifen. Wenigstens ein Jahr." Und so wurde uns klar, dass solch ein Kuhleasing nicht mit nur einem Alpsommer zu haben ist. Aus 800 digitalen Kuh-Fotos und zahlreichen Zeichnungen entstand im Norden über Winter und Frühjahr das Bergtier auf einer Holztafel in alter Technik und Überlebensgröße.

Beim Malen dachte ich: Schade, dass Soraia das gemalte Bild nicht sehen kann, denn auf eine aufwendige große Ausstellung hatte ich keine Lust. Aber dann entstand die Idee meiner ersten Ein-Bild-Ausstellung. Die Zutaten: Ein Schweizer Berg, ein alter Stall, eine Kuh namens Soraia und ein Maler mit Tafelbild.

Ich rief in der Schweiz an: "Hans, ich habe deine Kuh gemalt. Sie ist wunderschön. Soraia muss das Bild unbedingt sehen! Wir möchten bei Dir auf der Alp eine Ausstellung machen." Je 1 000 Poster und Postkarten wurden gedruckt. Der Schweizer Tourismusverband in Gstaad und Bern war so freundlich und verteilte die werbende Maler-Lieferung.

Im Film "Die fabelhafte Welt der Amélie" bekommt Amélies Vater Fotos von seinem reisenden Gartenzwerg zugesandt. Welch eine schöne Idee. So zeigten auch wir dem Bild unterschiedliche Orte und fotografierten es.

Die schönste Begegnung auf dem Weg zur Kuh fand im Nürnberger Albrecht-Dürer-Haus statt. Da ich seit meinem fünften Lebensjahr Dürer-Fan bin, wollte ich der Kuh unbedingt dessen Wohnhaus zeigen. Um die Erinnerung an ihn lebendig zu halten, wechseln sich dort richtige Schauspielerinnen dabei ab, als Dürers Frau Agnes durch das Haus zu führen und über die Geschichte des Malers und die Befindlichkeit seiner Zeit zu berichten.

Wir hatten Glück, unsere Agnes war klug und charmant, und als sie an unsere Bildtafel trat, sagte sie: "Oh, wie schön. Diese Bildtafel sollte mein Mann sehen. Sie wird ihm gefallen!". Doch der Malerfürst war nicht daheim, dabei hätte ich mich so gern mit ihm über seinen Hasen unterhalten. Hier ist Soraia unterwegs zu sehen.

Endlich wieder auf der Alp. Es riecht wohltuend nach Kräutern, Hummeln summen, die Sonne bescheint das Paradies. Es ist sehr leise. Die Kühe schlafen am Tag und fressen in der Nacht. So werden sie weniger von den Fliegen geplagt.

Wie großartig es ist, diese Menschen wieder zu sehen! Nach dem Lesen unserer Presseerklärung, die wir in der Schweiz verteilt hatten, war Hans verunsichert: "Was müssen wir denn da so machen bei so einer Ausstellung?" "Nichts. Vielleicht Milch und Käse an die Gäste verkaufen." "Dann ist es gut."

Beim abendlichen Wein sinniert er: "Sag mal, Manfred, kann es sein, dass Du in Deinem Maler-Beruf genau so frei bist wie ich hier auf der Alp?" Unsere umfassende Werbung hatten wir oben auf der Alp schon fast vergessen. Genauso vergaßen wir, dass dort unten im Tal die Welt Urlaub macht und dass in allen Hotelzimmern seit Tagen unsere Kuhpostkarten lagen.

Der Tag erwachte. Wir frühstückten in der Sonne. Die Frage des Morgens: Wer wird in dieser Hitze eine halbe Stunde Seilbahn fahren und dann, je nach Alter und Fitness, auch noch dreißig bis sechzig Minuten zu einem einzigen Bild vor einem Stall auf diesen Berg wandern?

Doch dann kamen sie. Zuerst Franzosen, dann Schweizer, Amerikaner, Engländer, Deutsche, Japaner, Italiener, Holländer. Zwei Tage lang. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Maler und Modell waren anwesend in einer überraschend internationalen Ausstellung. Nicht nur Kunst und Malerei-Liebhaber kamen, sondern auch vermögende Viehhändler und erfahrene Viehzüchter, die einzig Kuhbilder sammeln.

Wir hätten das Bild vielfach verkaufen können. Aber nein, es möchte auch zukünftig in unserer Wohnung hängen. Eine Prinzessin verkauft man nicht.

Von einer Kunsthistorikerin wurde ich auf das Ölbild von Mark Tansey "The Innocent Eye Test" aus dem Jahr 1981 aufmerksam gemacht, das im Besitz des Metropolitan Museum of Art in New York ist und ironischen Blick auf die Kunst und ihre Kritiker wirft. Zur Erinnerung stellten wir das Tansey-Werk auf der Alp frei nach.

Nach einer Woche eines spannenden und entspannenden Alpurlaubs Umarmungen, Tränen und das Versprechen, sich wieder zu sehen. Und zum Abschied Hans' Worte: "Ach ja, weißt Du Manfred, Dich wird nach Deinem Tod keine Sau als Maler kennen, aber meine Soraia, die wird uralt und weltberühmt."

Manfred W. Jürgens | wurde in Grevesmühlen, Mecklenburg geboren. Erste Malversuche unternahm er 1959, absolvierte dann aber zwischen 1973 und 1975 eine Lehre als Vollmatrose.
Von 1986 bis 1989 studierte er in Berlin Kommunikationsdesign und lebt als freischaffender Maler und Fotograf in Hamburg.
Titelportrait: Malerei von Manfred W. Jürgens · Grafische Gestaltung: Oliver Reblin | Berliner Journalisten | www.nitromagazin.com
© NITRO Magazin Berlin





So zu malen kostet Leben

Jürgen Rösler

Rostock delüx · Gesellschaftsmagazin für Rostock und Umgebung


Hund Toto hat überhaupt keine Chance

Der Revolver ist geladen, liegt bereit auf dem Klavier. Die gedungene "Mörderbande" um Ulrich Tukur gibt sich wild entschlossen, dem Hundeleben ein knalliges Ende zu bereiten. So sieht es die Performance vor.

Der berühmte Mime und seine Musik-Gespielen Günter Märtens, Ulrich Mayer und Kalle Mews werden sie wieder, angesichts des beifälligen Publikums, zelebrieren. Der nun in Hamburg lebende Maler Manfred W. Jürgens hat die Vor-Sterbe-Szene des Vierbeiners zum Motiv eines großformatigen Tafelbildes gemacht.

Wie der 52-Jährige, in Grevesmühlen geboren, malt, so malt man heute nicht mehr. Auf Holz, darüber ein Nesselüberzug gespannt und darauf unendlich viele Farbschichten. Das dauert. Diese Art Bildgebung wird "Sachlicher Realismus" genannt.

Der in einem Turmzimmer am Blankeneser Hang arbeitende Künstler braucht unheimlich viel Zeit dafür. "Ich liebe das Detail." Erst wenn man ganz nahe an die Staffelei geht, wird der Unterschied zwischen der Fotografie, die er statt des Skizzenbuchs verwendet, und seinem Gemälde deutlich. Von Dürer und Holbein kennt man diese fotografisch genaue Art zu malen, die dennoch nicht Fotobild ist.

"Die erste nackte Frau, die ich gesehen habe, war von Lucas Cranach. Die Marien-Darstellung war es auch, die mich schon als kleines Kind so begeistert hat", sagt der Rotschopf, dessen Bilder unter Eingeweihten immens gefragt sind. Er kann sich von ihnen nur schwer trennen. "Ich verkaufe so viel, dass ich mein Leben davon bestreiten kann." Er höre nur auf die eigene Stimme. "Ich hoffe, nie in eine Situation zu kommen, um wegen des Marktes meinen Stil ändern zu müssen."

So hängen die Wände der Wohnung auch voll von Menschen- und Tierporträts, schrumpelköpfige Kapauns, das traurigfaltige Angesicht einer Ceylonesin, die der Hunger zum Dauerverzehr von Zuckerrohr trieb, was die Gesundheit ruinierte und sie Jahrzehnte älter aussehen lässt. Im Treppenaufgang hängt die Kuh Soraya, die quasi eine Sensation ist. Ihre Geschichte: Jürgens und seine Freunde hatten in alpenländischer Umgebung, nahe Gstaad, eine Ein-Bild-Ausstellung arrangiert. Mit eben jenem lebensgroßen Soraya-Abbild. Von weit her waren Kunstfreunde und vor allem Anhänger der sachlich-realistischen Malweise gekommen, die Kuh auf Leinwand und Holz zu sehen. Zuerst hatte sich offenbar eine Gruppe von Franzosen auf den Weg almaufwärts gemacht. Als sie über die Kuppe kam, des naturalistisch gemalten Kuhkopfes ansichtig wurde, ging ein Aufschrei durchs Tal: "Soraya".

Der meisterliche Maler hat sie nicht verkauft, am damaligen Geschehen aber sicher sein Vergnügen gehabt. In kluger Vorausschau: "Meine Bilder sind meine besten Aktien."

Den ganzen Tag, oft bis zu zwölf Stunden, sitzt er mit Pinsel und Malstock in der Hand vor der Leinwand. Ohne Unterlass fertigt er am Bild, ganz konzentriert, dennoch intensiv am gleichzeitigen Gespräch beteiligt. Es kommt nicht der Eindruck auf, Gäste im Atelier seien ihm lästig, würden stören. Im Gegenteil. Es ist auch nicht so, dass er versucht, mit philosophischer Deutung seines Werks zu beeindrucken. Ein harter Kampf findet statt, zäh, allmählich im sichtbaren Ergebnis, das als Vorlage dienende Foto müsse im Schaffensprozess verlieren. "Ich habe keine Lust, das Auge nur als einen schwarzen Punkt zu malen", sagt er. Um die Gefahr, dass der Sachliche Realismus schon zweimal in der deutschen Geschichte von den Mächtigen missbraucht wurde, wisse er. An abstraktes Malen, nur um sich wichtig zu machen, denke er nicht. Sein aufwändiges, zeitraubendes Farbgeben nennt er sogar "eine Frechheit dem Leben gegenüber", dem eigenen Leben.

Es ist offenbar, von Manfred W. (steht für Wilfried) Jürgens gemalt zu werden, ist den menschlichen Objekten eine Ehre. Der mit dem Maler befreundete TV-Krimi-Kommissar Ulrich Tukur, Erna Thomsen, die Chefin der Hamburger Szene-Kneipe "Silbersack", Rammstein-Frontmann Till Lindemann im Doppelporträt mit Mutter Gitta (siehe Rostock "delüx", Herbstausgabe 2009) hat er derart verewigt und auch den Fotografen Falko Baatz. In einer "Kunstaktion" seltener, vielleicht noch nie praktizierter Art, haben sich 130 Künstler Mecklenburg-Vorpommerns in aller Unterschiedlichkeit mit einem einzigen Objekt befasst, mit dem Konterfei des bei Güstrow lebenden Lichtbildners. Dabei entstanden 130 in der Regel höchst unähnliche Arbeiten, die seit dem 11. Dezember in einer Ausstellung im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus zu sehen sind.

In Rostock hatte der malende Nachtmensch Jürgens seinerzeit auf dem Lehr- und Ausbildungsschiff "Georg Büchner" den Beruf eines Vollmatrosen erlernt, war vom legendären Kapitän Schickedanz mit harter, weißbehandschuhter Hand zu Akkuratesse erzogen und innerhalb der GST-Ausbildung bei brütender Hitze unter der Gasmaske durch Havanna getrieben worden. Bei seinen Malversuchen an Bord – und daran erinnert sich der Künstler genau – forderte ihn der strenge Mann mit den vier goldenen Ärmelstreifen auf, "Jungchen, entweder Maler oder Seemann". Manfred W. Jürgens hat sich entschieden. Nicht schlecht.

Foto links: Barbara Koppe | Der Maler Manfred W. Jürgens in seinem Atelier an den Elbhängen von Blankenese vor dem Erna-Thomsen-Portrait, rechts das Tafelbild mit Ulrich Tukur, das folgen wird.
Foto rechts: Falko Baatz | Der Fotograf Falko Baatz mit dem von Manfred W. Jürgens gemalten Tafelbild in der Hand. Das Portrait im Hintergrund hat der Schweriner Tino Bittner aus PET-Verschlüssen gemacht.
© Rostock delüx





Die Malerei durchläuft meine Seele

Sabine Danek

Altona Magazin · Herbst / Winter 2009/2010


Leidenschaftlich: Manfred W. Jürgens

Man ist schon etwas aus der Puste, wenn man den Pfad zu Manfred W. Jürgens' Haus hinaufgestiegen ist. Vorbei an Holzzäunen und Rosenhecken, an efeuberankten Gartenlauben und mitten in die Idylle des Blankeneser Treppenviertels hinein. Ein Weg, den der 52-jährige Maler auch noch nicht allzu oft gegangen ist. Erst vor drei Monaten ist der einstige St. Paulianer in die schmale Wohnung gezogen, die sich gleich über mehrere Etagen schraubt und in dessen Treppenhaus eine kecke Schwarzhaarige aus dem "Porträt-Zyklus Huren" den Weg ins Atelier weist. Dort blickt man von der großen Terrasse zur Elbe hinaus. Doch Manfred W. Jürgens hat nur Augen für Erna Thomsen. Mit gelber Farbe unterlegt er gerade die rote Strickjacke der "Silbersack"-Wirtin, damit sie "leuchtet, als würde dahinter die Sonne scheinen", erklärt er und führt den Effekt auch gleich vor.

Mitten in Blankenese ist er bei der Arbeit noch immer eng mit dem Kiez verbandelt. "Ich habe so viele Bilder im Kopf, dass ich immer zwei Jahre hinterherhinke", lacht er und steckt sich eine rote Locke hinters Ohr. Immer offen für andere, freundlich und völlig unprätentiös, begegnen ihm einfach zu viele Leute, die er "irre interessant" findet. Wie Erna eben, die mit 85 Jahren noch immer hinter dem Tresen steht. "Eine starke Frau, sehr selbstbewusst" – und ein echtes Original. Wenn Erna Geburtstag hat, kommen die Penner im schönsten Anzug und die Junkies mit einem Blumenstrauß vorbei und sie steht milde lächelnd hinter der Theke, wie immer den Flaschenöffner in der rechten Hand und in der linken ein weißes, gestärktes Taschentuch. Sie imponiert Jürgens – genau wie Ulrich Tukur, der mit seinen Rhythmus Boys gleich daneben an der Wand hängt.

Viele Jahre ist es her, dass Jürgens den Schauspieler in einer Talkshow sah, unbedingt ein Glas Wein mit ihm trinken wollte und seine Frau ihm riet, doch einfach mal seine Mappe hinzuschicken. Und weil "Ulrich die Malerei in Ordnung fand", verabredeten sie sich zu einer Session. Vier Stunden lang hat Jürgens ihn damals fotografiert, "bis er schließlich weich war und ich bekommen habe, was ich wollte".

Im St. Pauli Theater stand Tukur dann erneut mit seiner Band Modell. Wieder hat Jürgens lange fotografiert und wie immer setzte er die Fotos anschließend am Computer zusammen, arrangierte Dinge um und erfand andere dazu. Einen Revolver hat er einkopiert, einen venezianischen Steg, das Tattoo eines Musikers auf den anderen Arm platziert und den Hund aufs Klavier.

Jürgens malt immer nur reale Menschen und nur solche, die ihn interessieren. "Fiesslinge oder Arschlöcher" lässt er nicht auf seine Leinwand, für den Rest nimmt er sich jede Menge Zeit. Am spannendsten findet er, die Leute wirklich kennenzulernen, zu verstehen, wie sie ticken. Um das zu einem Porträt zu verdichten, muss er das "Persönliche haben, das, was Seele ist oder so heißt".

Manchmal malt er auch Panoramen, hat schon eins vom Hafen im Kopf, das Porträt aber ist seine Königsdisziplin.

Ob es das der Mädels Caro und Sarah ist, das einer Reisbäuerin in Sri Lanka, seine Schwiegereltern, der Schauspieler Kai Maertens – oder die Kuh Soraya aus Gstaad. Im Urlaub hat er sie fotografiert, später porträtiert. Und da er fand, dass auch das Rindvieh das fertige Bild mal sehen müsste, reiste er mit dem Gemälde an. Mit Freunden ließ er Plakate drucken, lud zur Einzelbildausstellung auf die Alp, zu der schließlich Menschen aus 16 Nationen kamen. Das Wichtigste: Auch Soraya war begeistert von der Schau und versuchte immer wieder, ihr Abbild zu küssen.

Eine Ausstellung ganz nach Jürgens' Geschmack. Nur mit einem Bild und wider der Reizüberflutung, augenzwinkernd und wunderbar dazu geeignet, nicht im Mittelpunkt zu stehen. "Das kann ich so gar nicht, dann reden auch alle über mich. Furchtbar!", schüttelt er die Locken. Viel lieber hält er sich im Hintergrund und ist in seine Malerei vergraben.

Bereits mit fünf Jahren hat es "klick" gemacht. Damals stand er das erste Mal vor einem Otto Dix und hat sich gedacht: "Wenn ich groß bin, möchte ich auch so etwas Schönes machen." Auf dem Weg dorthin ist einiges schiefgegangen – so sind Jahrzehnte vergangen, bis er es wirklich machen konnte. Und jetzt möchte er nichts anderes mehr tun.

Unermüdlich ist Jürgens mit seinem Fotoapparat unterwegs, spricht mit Leuten, sucht Motive. Die Fotografie "ist lediglich die Skizze," sagt er, "die Malerei aber durchläuft meine Seele".

Auch wenn viele erst einmal geschockt sind, wenn sie ihr fertiges Porträt sehen, das "wirklicher als die Wirklichkeit" ist, werden sie Freunde.

Wie die "Prunkbraut", die Jürgens bei einem Kabarettbesuch im Theater sah. "Sprich sie schon an", drängte seine Frau. Doch "ansprechen ist immer blöd", sagt Jürgens, "das mache ich sehr ungern". Mit weichen Knien ging er schließlich doch hin und wenig später kam sie zum "Tee trinken und Kekse anbeißen" zu ihm. In ihrem Gepäck: Stachelarmbänder, Totenköpfe und reichlich Death Metal, den Jürgens dann beim Malen hörte. Erst über Lautsprecher, nach den Beschwerden seiner Frau dann per Kopfhörer.

Früher ist Jürgens nach seinen Malsessions oft noch auf ein Bier raus gegangen. Nahe der Herbertstraße, wo er "zwischen Prostituierten und Gangstern" gelebt und das Gefühl geliebt hat, dass "alle auf das große Ding warten", war das auch um vier Uhr morgens kein Problem. In Blankenese ist das unmöglich, hier macht alles spätestens um 23 Uhr dicht. Stattdessen genießt er die Stille, die Nähe zum Wasser und abends noch mal an den Strand herunterzugehen. Und auch wenn auf den ersten Blick nicht nur mehr als zehn Kilometer Elbchaussee, sondern auch Welten zwischen St. Pauli und Blankenese liegen, findet Jürgens doch, dass sie etwas Großartiges gemeinsam haben. Es finden sich die unterschiedlichsten Leute zusammen, "vom dicken Millionär bis zu mir", aber "wenn du die Leute akzeptierst, duzen dich gleich alle und du gehörst dazu." Jürgens sowieso.

Und deswegen geht er jetzt auch noch ein Stückchen mit den Berg hinunter, kurz beim Nachbarn vorbeischauen auf einen Kaffee und einen Plausch.

Foto: Christina Körte
© Altona Magazin Hamburg





Im Atelier von Manfred W. Jürgens

Niels Schröder

Illustration


Niels O. Schröder, Illustration

Am

Abend

mancher

Tage





Von links nach rechts:
Ulrich Tukur und Band, Manfred W. Jürgens, Haustier, Dirk Merbach, Niels Schröder, Tex Averys Wolf, Barbara Koppe



Illustration © Niels Schröder 2009 | www.niels-schroeder.de










Kuh-Portrait auf der Alp

1. Schweizer Ein-Bild-Ausstellung für Kuh und Mensch

Berner Oberländer 26.6.2007


Ein-Bild-Ausstellung, Manfred W. Jürgens, Schweiz, Soraia Ein-Bild-Ausstellung, Manfred W. Jürgens, Schweiz, Soraia

Alp Wispile / Gstaad

Der Künstler Jürgens und sein Modell die Kuh Soraia, auf der Alp Wispile: Das ist die etwas andere Ausstellung am 29.06 und 01.07.2007. Der Maler Manfred W. Jürgens präsentiert sein Portrait der Simmentaler Kuh Soraia am Wochenende vom 30. Juni bis 01. Juli von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf der Alp Wispile bei Gstaad. Der Maler und sein Modell werden persönlich anwesend sein.

Die Idee zur Ausstellung basiert auf dem Öllbild von Mark Tansey The Innocent Eye Test von 1981, das im Besitz des Metropolitan Museum of Art in New York ist und einen ironischen Blick auf die Kunst und ihre Kritiker wirft.

Das Berner Oberland lernte der deutsche Künstler Jürgens - er ist ein Vertreter des Neuen Realismus - im Sommer letzten Jahres kennen, als er seine Leasingkuh Soraia besuchte, die er im Winter zuvor per Internetklick auf www.kuhleasing.ch ausgewählt hatte.

Die Wirtin der Alp Wispile, Ruth Hefti, bietet während der Ausstellung Spezialitäten im Bergbeizli an und die Käserei in der im 18. Jahrhundert erbauten Alphütte Vordere Wispile ist geöffnet.

Die 1900 m hohe Alp erreicht man nach der Affahrt mit der Gondelbahn von der Talstation Wispile, Gstaad, aus einer halbstündigen Wanderung über einen breiten Alpenwiesenrücken.

Reproduktion: Manfred W. Jürgens
© Berner Oberländer





Malerei ist für mich wie ein Wunder

Ina Schwarz

Wismarer Anzeiger · 5.7.2006


Wismar

Seit einer Woche zeigt der Wismarer Maler Manfred W. Jürgens im Städtischen Baumhaus seinen Neuen Realismus. Die einstige Scheu des rotschopfigen Malers vor öffentlichkeit hat nachgelassen. Seit er sich vor fünf Jahren erstmals in seiner Heimatstadt mit Arbeiten in aller Verletzlichkeit zeigte, die jede Offenheit als Schatten nunmal mit sich bringt, folgten verschiedene Ausstellungen in Güstrow, Hamburg, Leipzig und Venedig. Im Spannungsfeld der polaren Kräfte zwischen einsamer Zurückgezogenheit im Atelier und dezent inszenierten Auftritten im Scheinwerferlicht, scheint sich für den Maler eine weitere Quelle der Inspiration aufgetan zu haben. Manfred W. Jürgens hat sich verändert. Und mit ihm seine Motive. Sein Blick ist weiter geworden, wie nicht nur die Venedig-Landschaften im künstlerischen Weitwinkel zeigen, sein Pinselstrich vor allem im Portrait noch leichter und wagemutiger zugleich.

Als Künstler steht der 49-Jährige heute fester denn je mit beiden Beinen auf dem immer neu zu bestellenden Ackerboden vor der eigenen Staffelei. Die trug zuletzt eine Holzplatte mit den Massen 1,10 mal 0,73 Meter. In den letzten Wochen entstand in unermüdlicher Tag- und Nachtarbeit ein riesiges Portrait des Hamburger Schauspielers Kai Maertens alias Olav Hinzmann aus der ZDF-Serie Soko Wismar. Jürgens portraitierte den Schauspieler in leicht lasziver Dandy-Pose: Lederhut, freier Oberkörper, Waschbärenfell aus den 20-ern, Papstamulett und Siegelring am kleinen Finger. Und doch zeigt sich im Bild mehr als eine Pose des Schauspielers. Dem geduldigen Betrachter mag sich offenbaren, wie die einzelnen Farbschichten mit dem Wesen des Portraitierten tiefer und tiefer in Resonanz gehen. Wieder zeigt sich bei näherem Betrachten das Thema der Verletztlichkeit. Jürgens selbst nennt es oft auch Seele. JedeTafel ist auch ein Selbstbildnis, so der Maler in seiner Rede zur Vernissage. Malerei ist für mich wie ein Wunder, sagt er. Oft ist sie aber auch zerstörerisch und zugleich wohltuend, wie unser Sein in seiner obskuren Widersprüchlichkeit.

Fünfundzwanzig Tafelbilder, in den vergangenen fünf Jahren entstanden, präsentieren sich in den verschiedenen Ausstellungsräumen im Baumhaus teilweise mit Blick auf den Alten Hafen. über 320 Gäste kamen zu Vernissage am vergangenen Mittwoch. Ein eigenwilliger Sog scheint mehr und mehr vom Maler und seiner 600 Jahre alten Technik auszugehen. Bis spät in die Nacht roch es am Alten Hafen nach Ölfarbe, Wein und Schmalzstullen. Typisch Manfred W. Jürgens, kommentierte Senator Thomas Beyer, der die Ausstellung vor seinem eigenen Porträt eröffnet hatte, später am Stehtisch das aufkommende Volksfest-Flair für special guests aus Hamburg. Zu denen gehörte auch Dirk Merbach, Artdirektor der Wochenzeitung Die Zeit. Maler und Zeitungs-Designer hatten sich kürzlich auf Jürgens Vernissage im Hamburger Verlagsgebäude der Zeit kennen- und schätzen gelernt.

Ernsthafte Porträtmalerei scheint immer auch den Gesetzmässigkeiten der Psychoanalyse zu folgen: Zwischen Maler und Model entsteht eine intensive Beziehung. Schauspieler Kai Mertens spricht von Freundschaft, die er mittlerweile empfindet für den Maler aus Wismar. Für mich ist es vor allem auch künstlerisch eine Begegnung. Ja, Manfred W. Jürgens regt auch mein Denken künstlerisch immer wieder an, so der Hamburger am Abend der Vernissage vor dem Baumhaus.

Foto oben: Vernissage im Baumhaus: Eine fröhliche Runde interessierter Gäste inmitten riesiger Tafelbilder des Malers Manfred W. Jürgens

Foto unten: Der Maler Manfred W. Jürgens (r) mit dem Schauspieler Kai Maertens wenige Tage vor der Ausstellungseröffnung im Atelier des Künstlers in Wismar.

Fotos: Caroline Schwarz
© Wismarer Anzeiger


Bahnwerbung im ICE

3 Trainposter A2

zu sehen von Juli bis September 2005 | Saarbrücken - Dresden | München - Dresden - Berlin










Der Seelensucher

Manuela Pfohl

Ostsee-Zeitung Rostock · Wochenendjournal · 4/5.2.2005


Wismar

Die Bürgermeisterin war nicht begeistert, als sie beim Neujahrsempfang im Wismarer Rathaus auf die Freudenmädchen stiess. Anja in roten Dessous, Olga im dunkelgrünen Minikaftan und Maria nur mit einem Hauch von Bluse bekleidet, kümmerte das wenig. Professionell gelassen nahmen sie die Entrüstung hin. Gebannt auf 120 mal 60 Zentimetern in Öl auf Holz.

Wo immer der Wismarer Maler Manfred W. Jürgens seine Huren ausstellt, erregt er die Gemüter. Der 49-Jährige beobachtet die Reaktionen genau. "Menschen sind meine Leidenschaft", sagt er und rührt mit dem Löffel im heissen Kakao. "Ich versuche in den Gesichtern die Seele zu entdecken. Das ist spannend."

Schauspieler Ulrich Tukur, eine srilankische Reisbäuerin, seine Schwiegereltern oder eben die Huren aus seiner Heimatstadt Wismar standen ihm Modell. Unter vergilbtem Stuck, zwischen Büchern, allerlei Krimskrams und gemütlichen Flohmarktmöbeln. Die meisten Bilder hängen in seiner Atelierwohnung, die den Besucher unwillkürlich an Spitzwegs "Armer Poet", erinnert. Einige haben es aber auch schon bis in eine Galerie in Venedig geschafft. Angefangen hat alles in Dresden. "Ich war fünf, als meine Grosseltern mich in eine Ausstellung mitnahmen, ich sah die Bilder und war fasziniert. So etwas wollte ich auch können." Zwei Künstler begeistern ihn besonders: Albrecht Dürer (1471-1528) und Otto Dix (1891-1969).

Sein Vater, jahrelang Kulissenmaler, unterstützt die Leidenschaft. In der Abteilung Bildende Kunst der Wismarer Musikschule lernt Manfred, dass zur Kunst mehr gehört, als nur richtige Pinselführung. "Wenn man nicht ehrlich an die Sache herangeht, werden die Bilder nicht gut." Der Jugendliche malt und malt, und wenn er länger bleiben darf, bleibt er. "Es war mir egal, wenn kein Bus mehr fuhr und ich 15 Kilometer nach Hause laufen musste." Trotz aller Begeisterung für die Malerei lernt er nach der zehnten Klasse erstmal was "Solides". Er wird 1973 Matrose, bis ihn ein Augenleiden zwei Jahre später wieder an Land zwingt.

Mit 19 macht er eine Lehre als Anstreicher in Grevesmühlen. Nach einem knappen Jahr ist allerdings auch das vorbei. "Ich bekam eine Allergie gegen Farben und durfte ein Jahr lang nicht malen. Das war die Härte."

Erst 1975 nimmt er wieder die Pinsel in die Hand. Künstlerisch in seiner Freizeit, flächendeckend tagsüber als Anstreicher in der LPG Bobitz und in Mühlen-Eichsen. Hier auf dem Land, wo Milchsoll und Fünfjahrplan zählen, findet er, was er sucht. "Menschen mit Falten in den gegerbten Gesichtern, die das einfache Leben mit der Natur und manchmal auch den Alkohol widerspiegeln." Ein Dutzend Zeichnungen entstehen. "Heute ärgere ich mich, dass ich kaum etwas aufgehoben habe." Noch ist Manfred W. Jürgens nicht richtig überzeugt von sich und seiner Kunst.

Er heiratet und wird 1981 Vater von Zwillingen, muss zur Armee und fällt aus allen Wolken, als seine Angebetete ihm bei der Rückkehr von der Fahne 1982 kurz und bündig erklärt, dass sie jetzt einen anderen hat.

1986 beginnt Manfred W. Jürgens endlich mit dem Studium der Wissenschaftsgrafik und des Kommunikationsdesigns an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung in Berlin. Immer wieder hatte ihn sein alter Wismarer Zeichenlehrer Hans Mühlemann dazu gedrängt. Er ergattert einen der 16 Plätze, auf die sich immerhin 420 junge Leute beworben haben. Manfred Paul unterrichtet ihn im Fach Fotografie. Der Lehrer erinnert sich noch an seinen Schüler. "Manfred W. Jürgens war besessen von der Malerei und auf Perfektionierung seines Handwerks bedacht."

Ehrgeiz, der ihm nützt, als er 1989 sein Studium beendet. Der frischgekürte Absolvent muss sich einen Job suchen und erstellt bis 1990 für den Berliner Tierpark Wissenschaftsgrafiken. Er lernt seine zweite Frau kennen, bekommt einen Sohn, sammelt bei verschiedenen Projekten in Mecklenburg Erfahrungen im Kulturmanagement. Erst 1993 beschliesst Jürgens, sich als Maler, Grafiker und Fotograf selbstständig zu machen.

Doch es ist ein steiniger Weg. "Mein Malstil wurde nach der Wende oft als Form des sogenannten sozialistischen Realismus missverstanden und entsprechend abgelehnt. Dabei orientiere ich mich stark an der Sachlichkeit des Realismus der 20er Jahre."

Nicht die Beschreibung von Oberfläche, sondern das dahinter Liegende interessiere ihn. Das Wesen Mensch. "Man sieht Gesichtern an, in welcher Landschaft sie leben. Auch oft, in welcher Gesellschaft." Immer öfter begegnet Jürgens leeren Gesichtern.

Immer mehr merkt er, dass auch ihm etwas fehlt. Sinnsuche, bis er im Sommer 1996 in einer Kneipe von einer jungen Frau angesprochen wird. Sie stellt sich als Barbara Koppe vor, sie sei neu in der Stadt und habe gesehen, wie er mit der Kamera durch die Strassen lief. Sie fragt, was er macht, und er erzählt.

"Stunden später habe ich zu ihr gesagt, ich hätte zwar keine Briefmarkensammlung zu Hause, aber eine Hurensammlung und die könnte ich ihr zeigen." Sechs Monate danach ziehen die beiden zusammen. Seit fast vier Jahren sind sie verheiratet. "Ich habe durch ihn die Malerei lieben gelernt", sagt die 41-jährige Bauingenieurin. Barbara, mit Sinn fürs Praktische, kümmert sich um die Finanzen und hilft, Kontakte zu knüpfen. Sie fahren nach Irland, Sri Lanka, Taiwan und England. "Ich weiss noch, dass ich total verdattert war, als Manfred einmal zwei Stunden lang vor einem Holbein-Bild in London stand und heulte, weil ihn das so beeindruckt hatte."

Liebster Ort allerdings wird Venedig. "Ich mag die Langsamkeit dieser Stadt", sagt Jürgens. Ein Lebensgefühl, das ihm entgegenkommt. "Ich kann mit Hektik nichts anfangen, sie nimmt einem die Möglichkeit, die Dinge wirklich zu begreifen. Und das ist doch wichtig."

Foto: Manuela Pfohl
© Ostsee-Zeitung





Verschwenderische Sorgfalt

Jana Wilhelm

Lübecker Nachrichten · 8.11.2005


Wismar

Auf begeisterte Resonanz ist eine Ausstellung gestoßen, die der Wismarer Maler Manfred W. Jürgens vor wenigen Tagen im italienischen Venedig eöffnet hat. Der 49-Jährige kann sich nun in der Stadt präsentieren, die ihn von jeher fasziniert.

Zwei Lieblings-Städte hat Manfred W. Jürgens auf der Welt: Wismar und Venedig. In Wismar lebt der 49-jährige Maler und Venedig hat er durch zahlreiche Reisen lieben gelernt. Vor wenigen Tagen nun eröffnete der Wismarer eine zweimonatige Austellung in Venedig.

Noch ist das ganze für den Mecklenburger etwas unwirklich. "Ich kann es irgendwie noch nicht begreifen, dass ich in der Stadt, die ich liebe, nun meine eigenen Bilder aufhänge." Auch mit der Reaktion der Venezianer hatte Manfred W. Jürgens nicht gerechnet. Schon während des Aufbaus schauten viele Passanten und Touristen in die Galerie. Verkäufer aus den anderen Läden in der Strasse beglückwünschten den zurückhaltenden "Maestro". "Er zeigt das Innere einer Person, aber behandelt die Oberfläche seiner Bilder mit einer verschwenderischen Sorgfalt. Du hast das Gefühl, es berühren zu wollen", beschreibt die Galeristin Holly Snapp seine Malweise.

Das besondere für die Venezianer liegt im Stil, den Manfred W. Jürgens pflegt. Er untermalt seine Bilder mit Ei-Tempera, auf der bis zu 20 Schichten Ölfarbe folgen. Dadurch erhalten seine Bilder eine spezielle Leuchtkraft, die mit einfachem Farbauftrag nicht zu erreichen wäre. "Diese alte Technik wurde vor etwa 500 Jahren in dieser Stadt mit entwickelt und deshalb reagieren die Leute vielleicht auch so positiv auf meine Bilder". Neuer Realismus nennt der gebürtige Mecklenburger seinen Stil, der vor allem durch eine grosse Liebe zum Detail geprägt ist. Zu seinen Vorbildern zählt heute vor allem Christian Schad. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat Manfred W. Jürgens seinen Stil perfektioniert. "Hoffentlich wirst Du alt" sagte eine Venezianerin bei der Ausstellungseröffnung in Anspielung auf diese Weiterentwicklung.

30 Bilder sind in der Galerie Holly Snapp nahe dem Markusplatz zu sehen, darunter sechs mit venezianischem Motiv. Das Nebeneinander von Leben und Tod, von Verfall und Auferstehung spiegeln sich hier wider. Manfred W. Jürgens zeigt seinen persönlichen Blick auf die Stadt, keine touristischen Motive, sondern Eigenheiten, die selbst die Venezianer zum Staunen bringen.

Foto: Pavel Lavrov
© Lübecker Nachrichten





Spiegelbilder der Seele

Anja Bölck

Schweriner Volkszeitung · 25.10.2005

Manfred W. Jürgens hat es mit seinen Bildern bis nach Venedig geschafft


Wismar

Die Grosseltern ermöglichten Manfred einst die Dresdener Gemäldegalerie. Ein Schlüsselerlebnis. Zurück blieb die unbändige Sehnsucht, einmal genauso malen zu können wie die alten Meister. Seit dem 21. Oktober stellt der Wismarer Manfred W. Jürgens eigene Werke in Venedig aus.

Nervös, lebenshungrig, Liebe und Ruhe gleichzeitig suchend, verstört nach manchen Beziehungen - und von allem zu sehr mitgenommen. Manfred W. Jürgens hat es seinem Talent nicht leicht gemacht.

Erst vor zehn Jahren fand er bei einer Wismarerin die Kraft, die er braucht. Seitdem wachsen stille Meisterwerke heran. Spiegelbilder der Seele. Sein Kindheitstraum, malen zu können wie Albrecht Dürer, hat sich erfüllt. Die Technik der alten Meister beherrschend, inspiriert von Otto Dix, findet er einen eigenen Stil.

"Ich nenne ihn Neuer Realismus", sagt der Endvierziger, der sich vom Abstrakten abkehrte, weil ihm das Detail fehlte. Portraits.

Am liebsten malt er Portraits, von Menschen und Tieren, die ihn irgendwie faszinieren - den Schauspieler Ulrich Tukur, die Nachbarin, den Klempner, einen Truthahn, eine Kuh. Rammsteinsänger Till Lindemann ist mit seiner Mutter bei ihm eingezogen. Sie hängen in der mit Bildern gepflasterten kleinen Wohnung. "Till ist ein guter Kumpel aus der Jugend", sagt Jürgens.

Der rothaarige, jungenhafte Künstler malt nur Menschen, die er mag. Diesen Eigensinn quittiert Lebensgefährtin Barbara stets mit einem milden Lächeln. Obwohl dadurch schon einige lukrative Angebote flöten gegangen sind, die sie zum Leben gut gebraucht hätten. Aber ein Künstler lässt sich nicht verbiegen. Immerhin verbringt Jürgens im Geist einen Monat mit seinen Modellen. Nach und nach trägt er mit 30 bis 40 Farbschichten die Charaktereigenschaften auf. Ein Psychogramm in Öl auf Holz. Am Anfang steht aber die Fotografie. Hunderte Fotos ersparen den Modellen stundenlange Sitzungen. Und sie dienen ihm als Erinnerungen an das Erlebte. Jürgens versucht Momente einzufangen, die das Auge nicht mitkriegt. "Drei Stunden habe ich bei einem Freund auf dem Bauernhof gelegen, um die Truthähne abzulichten."

Auch bei den Huren war Manfred W. Jürgens. Sechs von ihnen hat er auf 120 mal 60 Zentimeter gebracht. Seitdem begleiten sie ihn von einer Ausstellung zur nächsten.

Der in Grevesmühlen aufgewachsene Künstler hat lange gebraucht, bis sich der Erfolg einstellte. "Das Malen ging ja immer nur nebenbei", sagt Jürgens, der sich als Matrose eine Grippe einfing, die ihm fast die Netzhaut zerstörte.

Später hütete er in einer LPG Kühe. "Hat auch Spass gemacht." Inzwischen kann er von seinen Bildern leben. Dank seiner Lebensgefährtin und Managerin. "Ich würde alles nur verschenken", sagt der Maler. Früher habe er fertige Bilder, die ihm nicht mehr gefielen, einfach zersägt, ritsch, ratsch. Das war einmal. Seine Huren wird Manfred W. Jürgens wohl nicht mehr los. Zumal es sie nur im Paket gibt. Darum dürfen sie auch diesmal wieder mit. Die Galerie "Holly Snapp" in Venedig hat darauf bestanden. "Im katholischen Italien", sagt Jürgens schmunzelnd.

Am 21. Oktober wurde die Ausstellung in Venedig eröffnet. Irgendwann will er mit seiner Lebensgefährtin für immer in diese Stadt ziehen. Das steht fest. Denn in Venedig fühlt er sich so wohl, dass er dort sogar zum Landschaftmaler wird.

Foto: Anja Bölck
© Schweriner Volkszeitung





Venezianer feiern den Maler aus Wismar

Ina Schwarz

Ostsee Zeitung Wismar · 27.10.2005

Der venezianische Maler Bellini ist eines seiner Vorbilder. Maler Manfred W. Jürgens wandelt auf dessen Spuren. Derzeit zeigt er Arbeiten in San Marco.


Wismar / Venedig

In Venedig würden wir gern leben, sagt Manfred W. Jürgens. Und während der Maler das sagt, wird sein Blick ganz weit. Seine Frau und Managerin Barbara Koppe schmunzelt und nickt dazu. Auch sie liebt die Lagunen-Stadt. Vom Vaporetto, dem schaukelnden Wasserbus aus, zeigen die beiden Hansestädter in Richtung Dogenpalast und auf die märchenhafte Skyline der Insel. Viele der Häuser hat der Wismarer Künstler bereits gemalt. Venedig wurde im letzten Jahr zu seinem bevorzugten Motiv. Ein "Maler-Schicksal", mit dem der norddeutsche Künstler nicht alleine steht. Venedig macht seit Jahrhunderten die Kreativen süchtig. Und wohl auch erfolgreich. Viele der Jürgens-Malereien sind - in dicker Folie sicher verpackt - im Kleinbus eines Freundes in der vergangenen Woche bis vor die Tore Venezias gerollt und anschliessend über den Canale Grande geschippert. Darunter die Serie "Huren", Landschaften, Stillleben und Porträts - übrigens auch das von Senator Thomas Beyer aus Wismar.

Der Maler, seine Frau und viele Freunde flogen zur Vernissage hinterdrein. Treffpunkt war die Galerie von Holly Snapp in der charmanten Calle delle Botteghe. Die gebürtige Amerikanerin, die in San Marco drei Galerien führt und deren Mann Geoffrey Humphries selbst ein bekannter Maler in Venedig ist, hat ein gutes Gespür für aussergewöhnliche Malerei. "Passion und Perfektionismus", wie sie es zusammenfasst, ergeben in Jürgens Malerei eine Kombination, die die Galeristin überzeugt hat. Empfohlen wurde ihr der rotschopfige Maler aus Wismar übrigens von dem Hamburger Schauspieler Ulrich Tukur, den Jürgens vor einem Jahr porträtierte. "Es war vor zwei Jahren in der Kneipe ,Silbersack' in Hamburg", erzählt Holly Snapp auf der Vernissage. "Da hat Uli mir von einem verrückten Maler erzählt. Ich habe dann ein paar Bilder gesehen, die ich gar nicht verrückt fand, sondern sehr gut."

Am vergangenen Freitag wurde in Venedig die Ausstellung von Manfred W. Jürgens eröffnet. Seine ersten Eindrücke nach der Vernissage: "So viel Anerkennung wie ich heute hier bekommen habe, habe ich in den letzten vier Jahren in Deutschland nicht bekommen." Seinen "Neuen Realismus", wie er es selbst nennt, mochten dort nur wenige. In Venedig hingegen sind die Leute gerührt. "Erstaunlich zu beobachten, wie sich die Leute hier in die Bilder regelrecht reinfallen lassen", so Barbara Koppe. "Tolle Arbeiten", bestätigte auch Journalistin Petra Reski. Die Autorin lebt seit vielen Jahren in Venedig. "Nur wenige Maler sind in der heutigen Zeit technisch so ausgereift wie Manfred W. Jürgens", so der junge Berliner Maler Steffen Heier in einem Galerie-Gespräch in Venedig.

Manfred W. Jürgens kennt die Probleme des "Propheten im eigenen Lande". Gründe dafür, dass nur wenige Schritte vom Markusplatz entfernt die Leute seiner realistischen Malerei viel aufgeschlossener gegenübertreten als hierzulande, kann er selbst nur vermuten: "Vielleicht liegt es daran, dass die Technik, die ich anwende, genau hier in Venedig und in Florenz vor 500 bis 600 Jahren entstanden ist. Kann sein, dass genau das in den Menschen noch drin ist, dass sie dadurch einfach verstehen, was ich tue." Manfred W. Jürgens zeigt eine Auswahl seiner Arbeiten im nächsten Jahr im Wismarer Baumhaus.

Foto: Ina Schwarz
© Ostsee Zeitung Wismar





Manfred W. Jürgens stellt seine Bilder in Venedig aus

Anja Bölck

Ostsee-Zeitung Wismar · 18.1.2005

Ausstellungsankündigung


Wismar

Sechs Wismarer Huren sind Manfred W. Jürgens ständige Begleiter. Von der Friedenskirche in Leipzig gerade zurückgekehrt, müssen sie nun schon wieder zur nächsten Ausstellung. "Ins katholische Italien", sagt Jürgens schmunzelnd und freut sich auf den 21. Oktober. Doch nicht nur die leicht bekleideten Damen werden ihn begleiten, auch ein grosser Tross Wismarer Freunde reist mit ins schöne Venedig, zur Vernissage in der Galerie "Holly Snapp". Natürlich ist auch die Frau mit dabei, die ihm in den letzten Jahren erst die Ruhe und Kraft gab, die er zum malen brauchte.

Seitdem er Barbara Koppe kennt, wachsen stille Meisterwerke heran, mit denen sich die Huren längst nicht mehr messen können. Seinem Kindheitstraum, malen zu können wie Albrecht Dürer, er ist ihm sehr nahe gekommen. Die Technik der alten Meister beherrschend und inspiriert von Otto Dix fand er einen eigenen Stil. "Ich nenne ihn Neuer Realismus", sagt der Endvierziger.

Am liebsten malt Manfred W. Jürgens Portraits von Menschen und Tieren, die ihn irgendwie faszinieren und die er mag – den Hamburger Schauspieler Ulrich Tukur, die Nachbarin, den Klempner, einen Truthahn, eine Kuh und den alten Kumpel und Rammsteinsänger Till Lindemann.

Am Anfang steht die Fotografie. Hunderte Fotos ersparen den Modellen stundenlange Sitzungen. Und sie dienen ihm als Erinnerung an das Erlebte. Jürgens hat allein drei Stunden auf dem Bauernhof gelegen und die Truthähne fotografiert. "Um Momente einzufangen, die das Auge nicht mitkriegt", sagt er. Anschliessend malt er mit dreissig bis vierzig Farbschichten seine Bilder. Nach und nach trägt er die Charaktereigenschaften auf, ein Psychogramm in Öl auf Holz. Um so eine Seele frei zu legen, muss er wochenlang daran arbeiten. Dabei horcht er ein Hörspiel nach dem anderen.

Der in Grevesmühlen aufgewachsene Künstler hat lange gebraucht, bis sich der Erfolg einstellte. "Das Malen ging ja immer nur nebenbei", sagt Jürgens, der sich als Matrose eine Grippe einfing, die ihm fast die Netzhaut zerstörte. Später hütete er in einer LPG Kühe. "Hat auch Spass gemacht."

Inzwischen kann der rothaarige Wismarer von seinen Bildern leben, dank seiner Lebensgefährtin und Managerin. "Ich würde vieles verschenken", sagt der Maler, dem seine Werke beileibe nicht gleichgültig sind. Früher hat er die fertigen Bilder, die ihm nicht gefielen, einfach zersägt. Das macht er nicht mehr. Aber zurück kaufe er immer noch "schlechte". "Um der Nachwelt nicht so etwas anzutun."

Foto: Anja Bölck
© Ostsee Zeitung Wismar





Huren im sakralen Raum

Mark Daniel

Leipziger Volkszeitung · 18.8.2005

Malerei von Manfred W. Jürgens


Leipzig

Der harte Hund ist plötzlich Mutter-Söhnchen. Till Lindemann, bulliger Sänger der Bombast-Band Rammstein, die sich unter anderem durch Video-Clips in Riefenstahl-Ästhetik Gegner machte, sitzt brav neben seiner Mutter Gitta. Und schaut auf die Bankreihen in der Gohliser Friedenskirche. Hier sind Lindemann und Co. bis Ende August den Blicken Neugieriger ausgesetzt. Wobei von Bild zu Bild sich die Unklarheit verfestigt, wer hier eigentlich wen mit den Augen seziert.

Prominente und Unbekannte hat Manfred W. Jürgens in fotografisch anmutender Mischtechnik auf Holz porträtiert. An den Wänden zwischen Altar und Lindemann hängen Ulrich Tukur und Albrecht Tübke, aber auch Studentin Wenke und das Gesicht einer Reisbäuerin aus Sri Lanka. Ein Gesicht, dem man sich schwer entziehen kann. überall Spuren, die das Leben gezogen hat. Die wässrigen Augen sprechen eine leise Anklage wie auch von Unbeugsamkeit. Die Seele spricht, und "Seele macht verwandt", so der Titel der Ausstellung. Das einzige blicklose Kunstwerk ist das Selbstbildnis, Jürgens' scheinbar grübelnde Hände zwischen Brust und Kinn, das in Pose und künstlicher Verwitterung an die Alten Meister erinnert - hübsch selbstironisch.

Der Mecklenburger, Jahrgang 1956, der vor seiner Arbeit als freischaffender Maler, Fotograf und Grafiker unter anderem Vollmatrose bei der Deutschen Seereederei in Rostock und Feldbauhelfer in der LPG Bobitz war, nutzt ebenso geschickt das Mittel der Provokation: Sein 1997er Porträt-Zyklus "Huren" entblösst nicht die Abgebildeten, sondern eher das Tabu-Denken mancher Betrachter. Nutten im sakralen Raum - Skandal im Bet-Bezirk! Jedenfalls für den, der diesen Teil der Wirklichkeit lieber ausblendet.

Die eine steht selbstbewusst da, die andere lasziv, die nüchste trotzig, die Nachbarin blickt verhalten. Trotz Inszenierung durch Pose hat Jürgens es geschafft, entwaffnende Natürlichkeit zu transportieren. Vielleicht ist es gerade diese, die den Besucher eigene Befangenheit entdecken lässt.

Paul Millns, gleich nebenan, lächelt dazu entspannt. Er kennt die Spielarten seines Porträtierers. Der britische Musiker, mit seinen Songs Stammgast im Gotteshaus, war es, der den Friedenskirche Leipzig-Gohlis e.V. auf den befreundeten Künstler aufmerksam machte. Das war gut so. Zumal die Tafelbilder erst- und letztmalig so geballt öffentlich präsentiert werden: Im Herbst geht ein grosser Teil nach Venedig, in die Gallery Holly Snapp.

Fotos: Wolfgang Zeyen
© Leipziger Volkszeitung





Seele macht sie verwandt

Ina Schwarz

Ostsee-Anzeiger Wismar · 26.2.2003

Maler und Fotograf in einer Galerie


Güstrow / Wismar

Etwa 80 Kilometer von der Hansestadt entfernt treffen mit der Dämmerung Wismarer in der Schlossstadt Güstrow ein. Eine Invasion. Doch nicht Feinde fallen in die historische Barlach-Metropole ein, sondern Freunde. Freunde der Malerei, der Fotografie, der Musik, der feinen Genüsse eben. Freunde vor allem von Manfred W. Jürgens.

Es ist Freitagabend. Der vorletze im kalten Februar. Die Städtische Galerie "Wollhalle" ist hell erleuchtet. Dort stellen bis zum 30. März Der Maler Manfred W. Jürgens und der Berliner Fotograf Manfred Paul aus. Thema: "Portraits".

Mehr als 300 Menschen wandeln schliesslich zur Vernissage durch die hohen Galerie-Hallen. Die Güstrower Organisatoren staunen: Wie bitte? Sogar der Wismarer Stadtpräsident sei unter den Gästen? Klar, so die selbstbewusste Antwort der lokalpatriotischen Gäste. Der hätte schliesslich sogar den Bus organisiert, der vom Wismarer Marktplatz aus startete und unter anderem auch den Wismarer Kultursenator vor der Wollhalle ausspuckte. Kleine Schweissperlen auf den Gesichtern der netten Galeristinnen, die schnell noch die Namen der Wismarer Stadt-Prominenz für die Begrüssung üben. Sie sind so begeistert wie wahrlich baff über die enorme Resonanz aus der fernen Hansestadt.

Für Manfred W. Jürgens, der sich und seine Malerei jahrelang gar nicht zeigte, ist es die fünfte Anstellung seit seinem Debüt 2001 im Wismarer "Baumhaus". Der 46-Jährige studierte Wissenschaftsgrafik und Fotografie in Berlin. Dort lernte er 1985 auch Manfred Paul kennen. Ihm, seinem Professor für Fotografie, verdankt er massgeblich seine künstlerische Sichtweise. Fast zwanzig Jahre später stellen die beiden erstmals gemeinsam aus.

"Manfred Paul interessiert bei seinen Portraits die Abbildung des gelebten Lebens, die überprüfung ob sich die Seele in die Oberfläche einschreibt, ob also mit der Abbildung der äusseren Erscheinung eines Menschen zugleich ein Psychogramm entsteht", sagte Beatrice Busjan, Direktorin des Stadtgeschichtlichen Museums Wismar, in ihrer Eröffnungsrede über den Berliner Fotograf. Und der Maler verriet ihr: "Wenn Farbe nicht nur Haut und Stoff, sondern auch zu Seele wird, dann habe ich die leere Flache überwunden." Spürbare Seelenverwandtschaft zwischen dem Meister und seinem Schüler von einst.

Mitunter mehrere hundert Fotos macht Jürgens als Vorstudie für seine Portraits. Erst kürzlich streifte er zu diesem Zwecke mit seiner Frau Barbara Koppe durch die Gassen der Lagunenstadt Venedig. Dort trafen die beiden den Schauspieler und Musiker Ulrich Tukur. Neben Paul Millns und Till Lindemann ("Rammstein") entstand mit Tukur das mittlerweile dritte Musiker-Promi-Portrait. Eines, an dem durchmalte Nächte hängen. Lachen und Weinen an der Staffelei. Licht und Schatten. Eines, dessen Geburt auf der Leinwand immer wieder die Musik begleitete. Lebensnotwendig für den Maler. Wohl auch deshalb wurde aus dem einstigen Model Paul Millns ein Freund. Der Londoner gab zur Vernissage in der Wollhalle ein Konzert.

Fotos: Ina Schwarz und Heiko Peters
© Ostsee-Anzeiger Wismar





Fotografierte und gemalte Portraits in der Wollhalle

Karin Musilinski

Ostsee-Zeitung Rostock · 7.2.2003

Manfred Paul und Manfred W. Jürgens stellen gemeinsam in Güstrow aus


Wismar

"Portraits" nennt sich die Ausstellung, die am Freitag, dem 21. Februar, um 19 Uhr durch die Wismarer Museumsdirektorin Beatrice Busjan in der Städtischen Galerie "Wollhalle" Güstrow eröffnet wird. Erstmals zeigen der Berliner Manfred Paul (Fotografie) und der Wismarer Manfred W. Jürgens (Malerei) gemeinsam ihre Werke: Bildnisse von Menschen aus Mecklenburg und aus Berlin, Europa und Ubersee, Menschen unterschiedlichen Alters, verschiedener Berufe; Bauern und Handwerker, Studenten, Wissenschaftler, Prostituierte, Musiker, Tänzer, Schriftsteller. Jürgens war von 1986 bis 1989 Fotogratiestudent bei Paul und verdankt ihm massgeblich seine künstlerische Sichtweise.

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung gibt Paul Millns (London) ab 21 Uhr ein Konzert. Der "Poet am Piano", wie er in Grossbritanien genannt wird, hat auch in Wismar eine grosse Fangemeinde. Millns brachte eine ganze Reihe erstklassiger CDs heraus. Seine Songs stammen alle aus eigener Feder. Wer diesen Abend erleben möchte, kann den Busservice zwischen Wismar und Güstrow nutzen. Start vom Wismarer Markt ist um 17.15 Uhr, Rückfahrt 23.45 Uhr. Fahrscheine gibt es im Bürgerbüro / Rathaus.

Fotografie: Manfred Paul
© Ostsee-Zeitung Rostock





Erstmals gemeinsam in der Wollhalle

Jan Freitag

Ostsee-Zeitung Wismar · 5.2.2003

Ausstellung von Paul und Jürgens · Konzert mit Millns


Wismar

Manfred Paul und Manfred W. Jürgens werden vom 21. Februar bis zum 30. März erstmals gemeinschaftlich ihre Fotografie und Malerei präsentieren: in der Städtischen Galerie "Wollhalle" Güstrow. Sie begegneten sich bereits 1985 und arbeiteten mehrere Jahre intensiv zusammen. Jürgens war von 1986 bis 1989 Fotografiestudent bei Paul und verdankt ihm massgeblich seine künstlerische Sichtweise. Manfred Paul ist seit 1995 Professor für Fotografie an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Er gilt als international anerkannter Fotograf. Manfred W. Jürgens studierte Wissenschaftsgrafik und Fotografie an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin. Anschliessend arbeitete er zunächst als Kommunikationsdesigner. Seit 1993 ist er freischaffender Maler. Seine Arbeiten präsentierte er bisher in Wismar und Hamburg. Jürgens ist in Grevesmühlen geboren und lebt seit 1996 in Wismar.

In der Güstrower Ausstellung werden in erster Linie Bildnisse von Menschen präsentiert; Menschen aus Mecklenburg und aus Berlin, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands, aus Europa und aus Übersee. Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Berufe: Bauern und Handwerker, Studenten, Wissenschaftler, Prostituierte, Musiker, Tänzer, Schriftsteller. Und Bildnisse der Künstler selbst.

Manfred W. Jürgens sieht sich mit seiner Malerei in der Tradition Alter und Neuer Meister. Stilistisch verknüpft er das heute Erlebte mit der Sichtweise der Neuen Sachlichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts und dem Handwerk der Renaissance. Zur Umschreibung seiner Malerei verwendet er den Begriff des Sachlichen Realismus. Der heutigen Inflation der Bilder setzt er die Sachlichkeit, die kraftvolle Stille entgegen. Es ist der Reiz des Unmittelbaren, der ein in andere Seelen Hineinsehen ermöglicht. Er sagt: "Wenn Farbe nicht nur zu Haut und Stoff, sondern auch zu Seele wird, dann habe ich die leere Fläche überwunden".

Zur Ausstellungseröffnung am Freitag, dem 21. Februar, um 19 Uhr spricht Beatrice Busjan, Direktorin des Stadtgeschichtlichen Museums Wismar. Anschliessend wird der Londoner Musiker Paul Millns ein Konzert geben. In Grossbritannien gilt er als Poet am Piano. Er ging mit Eric Burdon und Alexis Korner auf Tournee, seine Lieder singt auch Bonnie Tyler. Seine Songs stammen alle aus eigener Feder. Musikalisch umfasst seine Bandbreite sowohl ruhige und einfühlsame Balladen als auch eine explosive Mischung aus Soul, Blues und Jazz.

Foto: Heiko Peters
© Ostsee-Zeitung Wismar





Kunstausstellung in der Tunnelröhre

Michaela Christen

Schweriner Volkszeitung · 1.6.2002

Manfred W. Jürgens stellt in Hamburg aus


Wismar

Über 200 nationale und internationale Bewerber hatte der cult e. V. Hamburg zu verzeichnen für eine 24-Stunden-Ausstellung unter der Elbe im Alten Elbtunnel. 40 wurden ausgesucht. Unter ihnen ist auch Der Wismarer Maler Manfred W. Jürgens. Er wird zehn Arbeiten mit nach Hamburg nehmen, die in den letzten sechs Jahren entstanden. Dort will er die Werke auf einer Länge von 12 Metern präsentieren. Erstmals öffentlich zu sehen ist auf dieser Exposition das Doppelportrait "Gitta Lindemann mit Sohn Till Lindemann" (Öl auf Holz). Es zeigt die beiden Personen in seinem typischen Malstil, dem sachlichen Realismus.

Die Frau des verstorbenen Poeten und Schriftstellers Werner Lindemann aus Wendisch-Rambow arbeitete beim Sender NDR1. Ihr Sohn Till ist der Sänger der bekannten Gruppe "Rammstein". Auch der Sänger und Komponist Paul Millns aus London, der schon mehrfach in Wismar auftrat, sass für Jürgens Modell. "Das Portrait von Paul Millns ist zwar fertig, aber leider noch nicht genügend getrocknet, um ausgestellt zu werden", bedauert der Wismarer Maler.

Das Sonderthema der diesjährigen Veranstaltung, die am 1. und 2. Juni in Hamburg stattfindet, lautet "Der Tunnel zur Welt". An der ElbArt 2002 beteiligt sich in diesem Jahr auch Ron Wood von den Rolling Stones und der Karikaturist Sebastian Krüger. Die Künstler aus Deutschland und der ganzen Welt zeigen Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Zeichnung und Fotografie. Die Veranstalter vom cult e. V. rechnen auch in diesem Jahr mit mehreren tausend Besuchern.

Foto: Manfred W. Jürgens
© Schweriner Volkszeitung





Jürgens stellt in Hamburg aus

Karin Musilinski

Ostsee-Zeitung Wismar · 15.5.2002

Maler zeigt erstmals öffentlich Doppelportrait


Wismar

über 200 nationale und internationale Bewerber hatte der cult e. V. Hamburg zu verzeichnen für eine 24-Stunden-Ausstellung unter der Elbe im Alten Elbtunnel. 40 wurden ausgesucht. Unter ihnen ist auch Der Wismarer Maler Manfred W. Jürgens. Er wird zehn Arbeiten mit nach Hamburg nehmen, die in den letzten sechs Jahren entstanden. Dort will er die Werke auf einer Länge von 12 Metern präsentieren. Erstmals öffentlich zu sehen ist auf dieser Exposition das Doppelportrait "Gitta Lindemann mit Sohn Till Lindemann" (Öl auf Holz). Es zeigt die beiden Personen in seinem typischen Malstil, dem sachlichen Realismus.

Die Frau des verstorbenen Poeten und Schriftstellers Werner Lindemann aus Wendisch-Rambow arbeitete beim Sender NDR1. Ihr Sohn Till ist der Sänger der bekannten Gruppe "Rammstein". Auch der Sänger und Komponist Paul Millns aus London, der schon mehrfach in Wismar auftrat, sass für Jürgens Modell. "Das Portrait von Paul Millns ist zwar fertig, aber leider noch nicht genügend getrocknet, um ausgestellt zu werden", bedauert der Wismarer Maler.

Das Sonderthema der diesjährigen Veranstaltung, die am 1. und 2. Juni in Hamburg stattfindet, lautet "Der Tunnel zur Welt". An der ElbArt 2002 beteiligt sich in diesem Jahr auch Ron Wood von den Rolling Stones und der Karikaturist Sebastian Krüger. Die Künstler aus Deutschland und der ganzen Welt zeigen Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Zeichnung und Fotografie. Die Veranstalter vom cult e. V. rechnen auch in diesem Jahr mit mehreren tausend Besuchern.

Foto: Manfred W. Jürgens
© Ostsee-Zeitung Wismar





Huren in Öl eskortierten Empfang

Ina Schwarz

Ostsee-Anzeiger Wismar · 27.2.2002

Über 150 Gäste bewiesen Seehafen Wismar GmbH die Treue


Wismar

Jahresempfang der Seehafen Wismar GmbH vor einer Woche in der Gerichtslaube: Es wuselte und schnatterte im klassizistischen Regierungsgebäude der Hansestadt. Es ist wohl so: Wenn der Seehafen feiert, sind die Gäste vollzählig, das Bier garantiert kühl und die Krawatten nicht ganz so fest gebunden. " . . . so sind Hafenleute nun einmal...", zwinkerte ein gut gelaunter Geschäftsführer in seiner Rede dem Auditorium entgegen.

In schwierigen Zeiten gibt es für Till Niemeyer und sein Team dennoch Grund zu optimistischer Miene: Im vergangenen Jahr wurden im Seehafen 2,9 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen, 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr, 1257 Schiffe abgefertigt, 57 mehr als im Vorjahr, 32 000 Waggons abgefertigt, über 10 000 mehr als im Vorjahr. Doch nicht nur Wachstumsraten hat Niemeyer vorzuweisen, auch für das Auge entsteht am Südkai Hochmodernes, das im Jahresbericht unter dem Projekt "Althafenwiederherstellungsinvestition" gehandelt wird. Ein umständliches Wort für neue Kaimauern und Kaiflächen, die hochwassersicher modernsten Ansprüchen genügen werden. Zitat Till Niemeyer: "Sie wissen ja, ein Hafen ohne Fläche ist wie ein steifer Grog ohne Rum."

Und so sprichwortete sich der Hafen-Geschäftsführer durch seine umfangreiche Rede, erntete Lachen, Gemurmel, Sympathie und Beifall. Anspielungen auf das niedrige Kostenniveau der Beitrittsländer und die sich daraus ergebenden Wettbewerbsnachteile und die Überlegungen der Experten zu einem weiteren Hafen in Mecklenburg-Vorpommern, garnierte er zynisch mit einem Zitat aus dem Freischütz von Carl Maria von Weber "Samuel hilf!!!"

Doch nicht nur Bilanzen, Komplimente, Häppchen und Sektchen wurden auf dem Jahresempfang unter den rund 150 Gästen umgeschlagen. Passend dazu ertönte rauchige Saxophonmusik der Musikschule Wismar.

Und zur Krönung eskortierten sechs sexy Huren die angeregten Talks der Business-Entsandten. Anfassen war natürlich nicht, denn die "Hafenarbeiterinnen" betrachteten das Geschehen lediglich von mannshohen Ölgemälden herab. Gewagte Kunst in den "heiligen Hallen" der Kommunalpolitik. Till Niemeyer persönlich hatte die ungewöhnliche Malerei des Wismarer Freundes und Bildschaffenden Manfred W. Jürgens geordert. "Ich bin sicher, auch so ein kleiner Eulenspiegelstreich des ,Till' des Wismarer Hafens", so der Porträt-Maler während eines Gespräches mit Gästen im Rathaus. Gelungen. Den meisten Gästen gefiel es.


Foto: Heiko Peters
© Ostsee-Anzeiger Wismar





Wismarer Künstler malt gestochen scharfe Portraits

Adrian Foitzik

Ostsee-Zeitung Rostock | Kultur und Medien · 12.5.2001


Wismar

Ernst, interessiert, manchmal mit einem feinen Lächeln blicken die Portraitierten den Betrachter an. 16 "Portraits auf Holz" (dazu ein Stillleben und eine Landschaft des Wismarer Künstlers Manfred W. Jürgens aus den vergangenen fünf Jahren sind gegenwärtig im Baumhaus zu sehen. Überschäumende Emotion ist ihnen fremd, und die klare und unspektakuläre Gestaltung der Bilder unterstützt den Eindruck von Bedachtsamkeit und freundlicher Zurückhaltung.

Am Bildrand steht der Name des Portraitierten, der meist Bildtitel ist, manchmal Alter oder Geburtsdatum, auf kleinen Tafeln ist der Beruf benannt. Aspekte eines Verfahrens, das Jürgens selbst als "sachliche Umschreibung von individueller Wahrheit" charakterisiert hat. Die Beschriftung im Bild ist somit mehr als nur eine Verbeugung vor den alten Meistern der Renaissance, deren Einfluss in Jürgens Bildern auch in Bildaufteilung und Farbgebung sichtbar ist.

Die Verehrung für die Renaissance teilt der 1956 in Grevesmühlen geborene Jürgens mit Otto Dix, den er neben Albrecht Dürer als zweiten massgeblichen Einfluss benennt. Doch anders als bei Dix fehlt Jürgens das Schrille, Karikatureske, Hässliche, wirken seine Portraits viel statischer, nüchterner, "neusachlicher" als die seines Vorbilds - aber niemals kalt. Wie Dix malt Jü;rgens auf Holz, doch nähert sich der studierte Kommunikationsdesigner seinen Modellen über Fotografien, hierin den Fotorealisten ähnlich. Mit Ei-Temperafarbe untermalt er den Hintergrund, trägt dann die Öllfarben mit dem Handballen auf. Ergebnis sind gegenständliche, konturenscharfe Bilder, die wie Fotografien wirken. Doch nur auf den ersten Blick.

Denn mit Hilfe von Farbkorrespondenzen stellt Jürgens Beziehungen zwischen Porträtiertem und Hintergrund her, sogar zum Rahmen, womit er das Bild aus seiner Fläche heraustreten lässt. Die Tiefenschärfe, etwa im Portrait von Wenke K., hebt die Perspektive auf, und irritiert den Blick des Betrachters ebenso wie die schon fast surreale Bildkomposition von "Anke Werther", verbunden mit der klassischen Haltung der Schauspielerin. Im Bildnis "Albrecht Tübke" berührt eine Hand aus dem Nichts die Schulter des Gemalten, und im "Selbstportrait" ist die Irritation perfekt. Der Ausschnitt ist nach unten verschoben, der Maler gibt von sich nur seine Hände preis, seine "Arbeitswerkzeuge".

Man mag das als ironische Selbstbescheidung deuten - von einer Deformation durch den Arbeitsprozess, auf den Jürgens ja immer hinweist, kann jedenfalls keine Rede sein. Auch wenn er die Porträtierten zum Teil in ihrer Arbeitskleidung (aber nicht bei der Arbeit) zeigt, am deutlichsten im Zyklus "Huren" (1996/2001), so steht der ganze, nicht der reduzierte Mensch im Vordergrund, wobei der sachliche Blick des Malers vor Indiskretion zurückscheut - lediglich "Liebespaar" lässt sich auf die Idylle ein. Ein Widerspruch zwischen Individualität und Beruf ist auch in den Werken nicht zu finden.

Mit Marxscher Entfremdung hat Jürgens nichts im Sinn. Vielmehr ist das Tätigsein Teil dessen, was den Menschen ausmacht. Jürgens ist kein politischer Maler, der emphatisch dem tätigen Individuum seine Menschlichkeit wiedergeben muss. Die Würde der "Huren", die er in einem Wismarer Bordell malte, steht für ihn gar nicht zur Debatte.


Sechs Wismarer Huren wurden von Manfred W. Juergens in ihrer typischen Arbeitskleidung dargestellt. Bis zum 4. Juni im Baumhaus am Alten Hafen in Wismar, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr.
Repro: Manfred W. Jürgens
© Ostsee-Anzeiger Rostock





Bilder: Erst als Traum im Kopf, dann in Öl auf Holz

Ina Schwarz

Ostsee-Anzeiger Wismar - 16.5.2001

Manfred W. Jürgens zeigt 16 Portraits im Baumhaus


Wismar

Zu seiner ersten Öffentlichen Ausstellung lud der Wismarer Maler Manfred W. Jürgens am vergangenen Freitag ins "Baumhaus" am Alten Hafen ein. "Endlich!", schrieb ein Freund während der Vernissage ins Gästebuch und traf mit einem Wort offensichtlich ins Schwarze. Etwa 300 Gäste tummelten sich zwischen den fast lebensgrossen Portraits auf Holz. Und bei Rotwein, Schmalzstullen und Sonnenschein drängte sich die Frage auf: Wer ist eigentlich nicht hier? Die Bürgermeisterin jedenfalls ward ebenso gesehen wie der Kultursenator, Professoren, Musiker, Schriftsteller, Maler, Studenten, Handwerker, Bildhauer, Geschäftsleute und Hausfrauen. Die Veranstaltung glich einem Sommerfest, das erst gegen Morgen endete. Schön, wenn Kunst derartiges vermag!

16 Arbeiten zeigt Jürgens. Arbeiten, in den vergangenen fünf Jahren entstanden. "Einige seiner Portraits strahlen eine solche statuarische Ruhe aus, dass das Leben in ihnen tatsächlich still zu stehen scheint", so Beatrice Busjan während ihrer Laudatio. "Still-Leben eigener Art also, hinter der das Wesen der Person, die ursprünglich Modell sass, zurücktritt. Nicht immer ging es Jürgens also um die Darstellung einer bestimmten Person und ihres Wesens. Vielmehr werden die Personen, die er abbildet, zu Trägern von Ideen, die durchaus auch ausserhalb der Modelle liegen. Ruhe ist zum Beispiel eine solche dargestellte Idee, oder sogar - im Sinne von Jürgens - ein Ideal", meinte die Museumsdirektorin.

Blickfang der Ausstellung ist Manfred W. Jürgens "Hurenzyklus": Ganzfigurige Portraits von Frauen unterschiedlichen Alters und Nationalität, die der Maler nicht in ihrer Rolle, sondern in ihrer Persönlichkeit kennen und schätzen gelernt hat. Im Traum seien ihm die Bilder als Idee erschienen. Aus den Bildern im Kopf wurden Ölmalereien auf Holz. Zu sehen bis 4. Juni.

Foto: Heiko Peters
© Ostsee-Anzeiger Wismar





Würdevolle Huren

Doreen Dankert

Lübecker Nachrichten · 04.01.2001

Künstler Manfred W. Jürgens malte sechs Prostituierte in Wismar


Wismar

Wer das kleine Atelier von Manfred W. Jürgens betritt, der kann den Blick von ihnen einfach nicht lassen: Von den sechs gekonnt in Szene gesetzten Damen, die - nebeneinander aufgereiht - eine Wand des Raumes schmücken. Dabei sind es nicht irgendwelche Damen, die der Künstler mit Ölfarben auf hölzernem Untergrund verewigt hat, sondern Frauen, die sich in Wismars Hafenviertel ihr Geld im horizontalen Gewerbe verdient hatten.

Doch wie kommt ein Maler dazu, sich seine Motive ausgerechnet im Rotlichtmilieu zu suchen? Ganz einfach, meint Manfred W. Jürgens. "Diese Idee habe ich geträumt." In einer Zeit, als der heute 44-jährige schwierige Zeiten durchmachte. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt, der Alkohol-Konsum nahm überhand, und so landete Jürgens vor rund fünf Jahren unter dem christlichen Dach eines befreundeten Pfarrers in Dambeck. Und ausgerechnet hier hatte er diesen Traum: "Ich ziehe nach Wismar, gehe ins Bordell und male die Huren."

Gesagt, getan. Drei Monate später war der studierte Kommunikationsdesigner bereits Bürger der Hansestadt. Doch die ersten Kontakte in den rotlichtgetränkten Gegenden des Hafens gestalteten sich schwierig. "Die haben gedacht, ich bin ein Spinner oder ein verdeckter Ermittler", erinnert sich Manfred W. Jürgens schmunzelnd. Aber der gebürtige Grevesmühlener liess nicht locker. Er wollte die Damen einfach haben - als Modell für sein kreatives Schaffen.

Und es hat geklappt. Nach wochenlangen Erklärungs- und überzeugungsarien. "Mit dem Russischwörterbuch bin ich jeden Nachmittag ins Bordell gegangen, um die Frauen zu überreden, dass sie sich von mir malen lassen. Nur malen. Mehr nicht". Ohne Wörterbuch ging nichts - schliesslich kamen die meisten der Damen aus Russland.

Für Jürgens war nicht nur die Hürde über den Zuhälter zu schaffen, der für das erste reizvoll bekleidete Modell eine Menge Bares sehen wollte. "Denn immerhin hiess es für die Huren auch, sich durch die Bilder zu outen", weiss; der Künstler. Die Schwelle des Misstrauens sank drastisch, spätestens nach dem ersten Bild. Jürgens verpasste den Frauen auf seinen Bildern die Haltung von Fürstinnen. Nicht vulgär, nicht billig. Einfach nur schön. Mit einer üppigen Prise sinnlicher Erotik. "Sie fühlten sich in ihrer Würde geschmeichelt", so Jürgens, "denn das widerfährt ihnen in ihrem Job nicht so oft".

Die Bilder zu verkaufen, daran denkt Manfred W. Jürgens derzeit ganz und gar nicht, zumal ein ganzes Jahr Arbeit drinsteckt. "Malerei ist für mich Luxus, den ich mir durch andere Kunstprojekte wie Grafik und Fotografie verdiene." Aber trotzdem gibt es gute Chancen, Jürgens Werke zu bewundern. Nämlich wenn grünes Licht für seine Ausstellung im Herbst dieses Jahres im Baumhaus am Alten Hafen gegeben wird.


Manfred W. Jürgens wird sich und seine Arbeiten dem interessierten Publikum vorstellen. In einer Ausstellung, die er zusammen mit Jürgen Cremer plant.
Dann vielleicht schon in den neuen Galerieräumen in der ersten Etage der Dankwartstrasse 5.
Foto: Ina Schwarz
© Lübecker Nachrichten





Will malen, wie sich wer verlebt

Ina Schwarz

Ostsee-Anzeiger Wismar · 12.3.1997


Wismar

Nenne mich bitte nicht Künstler, mahnt Manfred W. Jürgens gleich eingangs unseres ersten Gespräches und taucht schmunzelnd zwei Teebeutel in heisses Wasser.

Es ist zwölf Uhr Mittag und dennoch macht dem "Manne" Jürgens der frühe Tag noch mächtig zu schaffen: Bis tief in die Nacht an der Staffelei gestanden, später dann auf ein Bierchen am Tresen im nahegelegenen Pub. Das schlaucht.

Der Tee zieht. Später umschreibt der Gastgeber das Nicht-Künstler-Sein-Wollen mit einem Zitat von Franz Radziwill, der einmal sagte: "Es gibt so eine Menge zwischen Kunsthonig und Kunstdünger, da will ich mit meiner Arbeit einfach nicht zwischengepresst werden."

Manfred W. Jürgens will das auch nicht. Er ist Maler wie der Radziwill. So einer, der manchmal seine Arbeit mit tagelanger Niedergeschlagenheit bezahlt. Noch immer arbeitet Jürgens an einer Serie über Huren der Stadt. Acht Meter sollen es werden. Acht Meter fremdes Leben, das mit jedem Pinselstrich dann doch auf die eigene Seele drückt. Manchmal kann der Maler nicht schlafen, weil Geschichten der Gesichter in Öl, die aus allen Winkeln des Zimmers starren, blinzeln und schauen, ihn nicht in Ruhe lassen. Was will Jürgens?

"Zeigen, wie wer lebt - wie sich wer verlebt", lautet die Antwort von jemandem, der momentan keine Lust hat auf Blumen und Landschaften. Manfred W. Jürgens will Menschen und ihre Seelen erkunden: den Penner auf der Parkbank, den Banker in Schlips und Bilderbogen, Punks, Politiker, Kneiper, die Bürgermeisterin, Frisuren, Gesichter, Posen, Mode.

Ein gutes Jahr lang hat Manfred W. Jürgens auf dem Dachboden des Dambecker Pfarrhauses gelebt wie ein Mönch. Zurückgezogen und still. Es war die Zeit einer privaten Katastrophe, die bestätigte, was Jürgens schon während seines Studiums in der chinesischen Typographie entdeckte. Dort nähmlich steht ein und dasselbe Zeichen für Katastrophe und Chance. "Heute weiss ich, Verzicht kann auch Bereicherung sein", meint der 40jährige und hält sich lächelnd an seiner Zigarette fest. Ja, rauchen tut er übrigens viel zu viel.

Der Entschluss, in erster Linie ein Maler zu sein, war nicht immer so klar besiegelt. Manfred W. Jürgens studierte in Berlin bis 1989 Kommunikationsdesign.

Damals war die Fotografie seine grosse Leidenschaft. Ist sie heute noch, ebenso wie das Medium Video. Doch die Arbeit hinter der Kamera ist seltener geworden. Zu sehr nimmt ihn die Malerei in Anspruch. Jürgens arbeitet auf Holztafeln - fast wie zu Albrecht Dürers Zeiten. Er ist keiner, der Farben und Formen zum Alleräussersten treibt, um sich grossartig zu fühlen. Seine Bilder lassen nicht unbedingt auf den Pinselstrich eines Vagabunden schliessen. Alles erscheint aufgeräumt, auf den ersten Blick. Vielleicht auch, um dem Chaos seiner eigenen Individualität eine gewisse Ordnung entgegenzusetzen. Wer weiss? "Für mich ist es nicht wirklich wichtig, meine Bilder zu verkaufen", so Jürgens. "Hauptsache ist, sie existieren!"

Drei Jahre lang engagierte sich Manfred W. Jürgens für denüberregional arbeitenden Dorfkrug Dambeck e. V. - galt sein Name schon fast als Synonym für diesen Kulturverein. "War eine wichtige Zeit, aber eben auch Vergangenheit."

Und die war für den gebürtigen Grevesmühlener mitunter verdammt hart. Erlebtes kompensiert der "astrologische Skorpion" mit verrückten Träumen und Geschichtenschreiben. "Schon oft habe ich mich dadurch selbst therapiert. Ich leg mich auf keine Couch", erzählt er und fährt sich lachend durchs kastanienbraune Haar.

Noch sind die Wurzeln, die Manfred W. Jürgens in der Wismarer Altstadt geschlagen hat, relativ jung. Sein Atelier liegt bescheiden, irgendwo auf dem Hinterhof. Vier Wände, Kachelofen, Farben, Kleckse, Bücher, Fotos und Dielen, die noch knarren können. Ob er hier bleiben wird? Schulterzucken: "Sicher ist Wismar nicht die Endstation. Die Welt ist ja so gross geworden."


Manfred W. Jürgens wird sich und seine Arbeiten dem interessierten Publikum vorstellen. In einer Ausstellung, die er zusammen mit Jürgen Cremer plant.
Dann vielleicht schon in den neuen Galerieräumen in der ersten Etage der Dankwartstrasse 5.
Foto: Ina Schwarz
© Ostsee-Anzeiger Wismar




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