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Im Salon Jürss in Wismar
Von einem Déjà-vu beim Friseur und von Fotokopien

Dem wiederholten Rat meiner Frau folgend, gehe ich zum Friseur.

Diesmal ist es der Naheliegendste. Auf dem Weg in die Stadt denke ich, dort war ich noch nie zur Schur. Eine Treppe führt in die obere Etage zum Salon. Seltsam, alles kommt mir so bekannt vor, der Raum, der Blick von oben in die Strasse, der Standort des Tresens. Wir duzen uns.

Déjà-vu. Kann es sein, dass ich als Kind, also vor rund 60 Jahren, schon mal hier war?

'Diesen Laden gibt es jetzt in dritter Generation', so Jacky. 'Da es hier früher keinen Kinderstuhl gab, wurden die Zwerge bei Oma auf den Empfangstresen gesetzt und dort frisiert.''

Genau! Man wurde hochgehoben und saß dann direkt neben einer verschnörkelten Kasse. Sie war aus Metall mit einer Kurbel an der Seite und es klingelte, wenn die Schublade mit dem Geld aufging. Das fand ich lustig. Für mich als Dorfkind war das Stadtabenteuer.

'Und heute, du malst?' 'Ja, Portraits, Stillleben und Seestücke.' 'Interessant.'

Ich lade sie und ihren neuen Prinzen zu uns ein. Wir verbringen einen wunderbaren weinseligen Abend.

Bei einer weiteren Restauration meines Hauptes erzählt Jacky, dass der Salon in ihr Elternhaus umziehen wird. 'Ist es möglich, dass wir dort deine Steilküste groß im Salon als Fotokopie aufhängen können?' 'Ja natürlich!'

'Auszüge aus dem Bild könnten die Spiegelhintergründe in Nischen sein', so eine weitere Idee ihres Freundes.

Nun ist der Umzug abgeschlossen und tatsächlich hängt dort eine 3,80 m breite Kopie meines Tafelbildes. Auch die Vergrößerungen hinter den Spiegeln wirken erstaunlich. Jede Art der Malerei ist halt auch Abstraktion.

© MWJ, Wismar, 22.10.2023